Berlin. Der Verbleib des nordrhein-westfälischen Landtagsabgeordneten Jamal Karsli in der FDP-Fraktion stößt beim Zentralrat der Juden und teilweise in der FDP auch nach dessen Rücknahme des FDP-Aufnahmeantrags auf heftige Kritik. Es sei unerträglich, dass Karsli weiter Fraktionsmitglied bleibe, sagte Zentralratspräsident Paul Spiegel. Spiegels Stellvertreterin Charlotte Knobloch nannte Karsli und den nordrhein-westfälischen FDP-Chef Jürgen Möllemann "Volksverhetzer", die den Antisemitismus in Deutschland wieder salonfähig machten. Der aus Syrien stammende Karsli hatte auf Grund der heftigen Kritik an seinen Äußerungen zur Politik Israels seinen Antrag auf Mitgliedschaft in der FDP zurückgezogen, wird aber weiter als parteiloser Abgeordneter in der NRW-Fraktion mitarbeiten. Trotz aller Kritik beharrt Möllemann auch auf einer wichtigen Rolle Karslis in der FDP-Fraktion. "Karsli wird mir persönlich zuarbeiten bei der Aufgabe, 800 000 wahlberechtigte Muslime in Deutschland anzusprechen", sagte er. Knobloch sagte, Möllemann habe mit seiner Kritik an Israel dem Antisemitismus in Deutschland eine Bresche geschlagen. "Jürgen Möllemann ist nicht nur ein Antisemit, sondern auch ein Volksverhetzer." Der Zentralrat werde seit Tagen von anonymen Anrufern als "Kriegstreiber" beschimpft. "Die Anrufer benutzten dieselben Ausdrücke wie Möllemann und Karsli." Spiegel forderte von der FDP, sich klar von Karsli zu distanzieren. Auch in der FDP regt sich Kritik an Karslis Verbleib in der FDP-Fraktion. Bayerns Landeschefin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sagte, Möllemann gehe es wohl darum, "im äußersten rechten Spektrum Wählerstimmen zu bekommen". Auch die nordrhein-westfälische FDP-Landtagsfraktion steht Möllemann nach Angaben aus Fraktionskreisen inzwischen deutlich kritischer gegenüber. "Seine Position als Landesvorsitzender ist nicht gefährdet. Doch setzt sich in der Fraktion die Einsicht durch, dass auch Möllemann fehlbar ist", hieß es. "Wir werden in Zukunft kritischer diskutieren." Der FDP-Ehrenvorsitzende Otto Graf Lambsdorff, der ebenfalls den Ausschluss Karslis aus der FDP gefordert hatte, sagte, die Diskussion über Überwechsler von den Grünen habe der Partei geschadet, weil sie den "hervorragenden Eindruck" des Mannheimer FDP-Parteitags überschatte. Der Parteitag hatte sich eindeutig gegen den Antisemitismus ausgesprochen.