Nach den Schüssen auf einen Berliner Hell-Angels Chef bereiten sich die Ermittler auf einen Rockerkrieg in der Hauptstadt vor. Im Kieler Hells-Angels-Prozess kommt es womöglich zum Urteil. Der Angeklagte bangt wegen seiner Aussagen gegen die Rocker um sein Leben.

Kiel. Nach den Durchsuchungen von Rocker-Heimen und den Schüssen auf einen Berliner Hells-Angels-Chef befürchtet die Berliner Staatsanwaltschaft weitere schwere Straftaten. „Aufgrund der jüngsten Entwicklungen im Rockermilieu befürchten wir, dass es zu einer ganzen Serie erheblicher Straftaten kommt. Das gab es in dieser Form vorher noch nicht“, sagte der Leiter der neu gegründeten Task Force Rocker der Behörde, Jörg Raupach, der „Berliner Morgenpost“ (Donnerstag).

Unter starken Sicherheitsvorkehrungen wurde derweil in Kiel der Hells-Angels-Prozess fortgesetzt. Das Verfahren gegen den früheren Chef der inzwischen aufgelösten Rockerbande „Legion 81“ , hatte zuletzt an Brisanz gewonnen. Der Angeklagte ist inzwischen Hauptbelastungszeuge der Staatsanwaltschaft gegen die Hells Angels. Am Donnerstagvormittag wollten zunächst Staatsanwalt und Verteidiger ihre Plädoyers halten. Auch das Urteil soll möglicherweise noch im Laufe des Tages verkündet werden. Der 40-jährige Ex-Rocker muss sich seit November 2011 wegen Zuhälterei, gefährlicher Körperverletzung und weiterer Delikte verantworten. Auf die Straftaten stehen bis zu zehn Jahren Haft. Wegen seiner Aussagen hofft der 40-Jährige aber auf Strafmilderung.

Nach Angaben des Angeklagten war die „Legion 81“ Hilfstruppe für die Hells Angels im Drogen- und Waffengeschäft, bei Prostitution, Schutzgelderpressungen und Gewaltdelikten. Den Chef der hannoverschen Hells Angels beschuldigte der 40-Jährige, einen Mord an einem Türken in Auftrag gegeben zu haben. Der Mann wird seit zwei Jahren vermisst. Die Polizei sucht dessen Leiche in einer Lagerhalle in Altenholz bei Kiel – bislang ohne Erfolg.

Die Berliner Taskforce war für alle Fälle mit Bezug zur Rockerszene gebildet worden. Sie führe auch intensive Gespräche mit den Behörden in Brandenburg, erklärte Raupach. Derweil ist der Zustand des angeschossenen 47-Jährigen nach wie vor kritisch. Nach mehreren Polizeischlägen gegen die Hauptstadt-Rockerszene hatte ein Unbekannter in der Nacht zum Sonntag mehrfach auf den Boss der kürzlich aufgelösten Hells Angels Nomads geschossen. (dpa)