Bundespräsident Gauck will mit seinem Besuch in Israel ein Zeichen der Solidarität setzen. Die Debatte um Günter Grass hatte die Beziehungen belastet. Das Thema Iran wird auch eine Rolle spielen.

Tel Aviv. Gut zwei Monate nach seinem Amtsantritt besucht Bundespräsident Joachim Gauck Israel. Er will damit deutsche Solidarität und Unterstützung für den jüdischen Staat demonstrieren. „Der frühzeitige Besuch in Israel ist mir ein Herzensanliegen. Dieser Staatsbesuch unterstreicht die auf immer besonderen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel“, sagte Gauck nach Angaben der deutschen Botschsaft in Tel Aviv.

Für ihn ist es der erste Staatsbesuch überhaupt und die erste Reise als Bundespräsident in ein Land außerhalb Europas. Treffen mit Präsident Schimon Peres und Regierungschef Benjamin Netanjahu stehen ebenso auf dem Programm wie Gespräche mit Holocaust-Überlebenden. „Die Erinnerung an die Shoah zu erhalten ist eine besondere Aufgabe für uns Deutsche. Die deutsche Verantwortung gegenüber Israel und der Kampf gegen den Antisemitismus sind Eckpfeiler unserer Politik“, betonte Gauck.

Der Bundespräsident flog am Montag von Berlin aus nach Tel Aviv. Er wird auf der Reise von seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt begleitet. Zum Abschluss der Reise wird er am Donnerstag auch die palästinensischen Gebiete besuchen. Israelische Medien würdigten es am Montag als besondere Geste, dass Gauck auch mit Überlebenden und Hinterbliebenen des Attentats auf die israelische Olympiamannschaft 1972 in München zusammentreffen wird.

Bestimmende Themen der politischen Gespräche dürften die schwierige Lage im Nahen Osten und der Atomkonflikt mit dem Iran sein. Aber auch die Kontroverse um den Schriftsteller Günter Grass, der mit einem kritischen Gedicht für Verstimmung in Israel gesorgt hatte, könnte eine Rolle spielen. Auf dem Programm steht auch ein Mittagessen mit dem Schriftsteller und Friedensaktivisten David Grossman, der 2010 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt.

In der Gedenkstätte Yad Vashem für die Opfer des Holocaust wird Gauck am Dienstag als erster deutscher Staatsgast auch das Archiv besichtigen. Am Grab von Theodor Herzl, der als Begründer des Zionismus gilt, will er einen Kranz niederlegen. Begleitet wird Gauck auch von Dieter Graumann, dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Eine weitere Station der Reise ist das Weizmann-Institut in Rehovot, wo der Bundespräsident mit jungen israelischen und deutschen Akademikern über gemeinsame Forschungsprojekte, zum Beispiel im Bereich der Krebsforschung sprechen wird. Am Donnerstag, dem letzten Tag der Reise, trifft Gauck in Ramallah mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und mit Regierungschef Salam Fajad zusammen. Bei Nablus in den Palästinensergebieten wird er bei der Einweihung einer Mädchenschule dabei sein. Deutschland unterstützt die Bemühungen um einen unabhängigen Palästinenserstaat, der auf dem Weg direkter Verhandlungen mit Israel entstehen soll.

(dpa)