Der BUND will geklärt wissen, um was für Müll es sich genau handelt, wo der Müll entsorgt werden soll und wann der Import vorgesehen ist.

Berlin. Umweltschützer haben Pläne zum Import von Giftmüll aus dem indischen Bhopal nach Deutschland kritisiert. Es bestehe der Verdacht, dass hinter dem Vorhaben der bundeseigenen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Profitinteresse stehe. Es könnte Sondermüll nach Europa geholt werden, der Indien gemäß UN-Richtlinien nie verlassen dürfte, sagte die Chemieexpertin des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Claudia Baitinger, der "Berliner Zeitung“ (Freitagsausgabe).

Bei den 350 Tonnen Giftmüll, die die GIZ entsorgen wolle, handele es sich wahrscheinlich um hochgiftige Reste aus der Pestizid-Produktion. Diese müssten laut Baseler Giftmüll-Konventionen aber in Indien entsorgt werden, erklärte der BUND. Greenpeace forderte die GIZ auf, ihr Entsorgungskonzept für Bhopal offenzulegen. Sowohl die indische als auch die deutsche Bevölkerung hätten ein Recht auf Information, sagte Greenpeace-Chemiker Manfred Santen dem Blatt.

+++ Deutschland bietet Entsorgung von indischem Giftmüll an +++

Wie die "Berliner Zeitung“ weiter schreibt, wollten sich die GIZ und das Bundesentwicklungsministerium nicht zu Details äußern. GIZ-Sprecher Hans Stehling sagte: "Wir sind im Gespräch, aber ein Auftrag liegt uns noch nicht vor.“ Indiens Behörden seien auf die GIZ zugekommen, weil diese in den vergangenen Jahrzehnten bewiesen habe, dass sie diese Art von Entsorgung erledigen könne. Ob der Müll bei Vertragsabschluss nach Deutschland oder etwa nach England komme, sei noch offen, sagte Stehling. In Deutschland seien rund 20 Anlagen in der Lage, den GIZ-Auftrag "sicher und umweltgerecht“ auszuführen.

Ein Sprecher des Entwicklungsministeriums sagte, dass es sich bei dem Bhopal-Projekt um ein "Drittmittelgeschäft“ der GIZ handele. Diese Aufträge – mit denen die GIZ in Entwicklungs- und Schwellenländern Geld verdienen soll – müssten vom Ministerium nur grundsätzlich und ohne Kenntnis der Details genehmigt werden. Im indischen Bhopal hatte sich 1984 eine der bisher größten Chemie-Katastrophen ereignet, in deren Folge mehrere Tonnen Gift in die Umwelt gelangten. (epd)