Der 53-Jährige wird über Parteigrenzen hinweg als kluger Kopf und brillanter Analytiker geschätzt. In der Unions-Fraktion gilt er als der starke Mann, sein Rückhalt in der Partei ist groß. Aber auch jenseits der CDU ist Altmaier gut vernetzt. Er gehörte – wie Röttgen – zur „Pizza Connection“, der Runde junger Politiker von Union und Grünen, die sich früh über eine Annäherung ihrer Parteien Gedanken machten.

Berlin. Peter Altmaier ist schon länger Merkels Mann für schwierige Aufgaben. Als Parlamentarischer Geschäftsführer der Unions-Fraktion musste der Saarländer bislang für Kanzlerin Angela Merkel Mehrheiten im Parlament organisieren und Ärger in den Reihen in den Abgeordneten beiseite räumen. Nun hat ihm die Regierungschefin einen neuen mühsamen Job zugedacht: Altmaier soll als Bundesumweltminister die Mammutaufgabe Energiewende bewältigen - das größte und komplizierteste Vorhaben der schwarz-gelben Koalition. Er beerbt seinen glücklosen CDU-Kollegen Norbert Röttgen - bereits zum zweiten Mal.

Als Röttgen 2009 Chef des Umweltressorts wurde, rückte Altmaier an dessen Stelle als Unions-Fraktionsgeschäftsführer. Nun füllt er erneut die Lücke, die sein Parteikollege hinterlässt. Röttgen hat seine krachende Niederlage bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen nicht überstanden. Angela Merkel hat ihren einstigen Vorzeigemann geschasst und installiert nun ihren Vertrauten Altmaier. Sie wolle einen „personellen Neuanfang“, erklärte die Kanzlerin am Mittwochnachmittag. Bei der Energiewende gebe es „noch ein Stück Arbeit“. Und sie sei sicher, dass sich Altmaier „mit voller Kraft“ der neuen Aufgabe zuwenden werde.

Kraft hat er. Der 53-Jährige wird über Parteigrenzen hinweg als kluger Kopf und brillanter Analytiker geschätzt. In der Unions-Fraktion gilt er als der starke Mann, sein Rückhalt in der Partei ist groß. Aber auch jenseits der CDU ist Altmaier gut vernetzt. Er gehörte – wie Röttgen – zur „Pizza Connection“, der Runde junger Politiker von Union und Grünen, die sich früh über eine Annäherung ihrer Parteien Gedanken machten. Die CDU stellt sich Altmaier bis heute deutlich offener, moderner und auch durchaus grüner vor als einige Konservative in der Partei.

1994 zog er in den Bundestag ein – auch das gemeinsam mit Röttgen. 2002 bis 2005 saß Altmaier im Vorstand der Unions-Fraktion. Zwischen 2005 und 2009 war er Parlamentarischer Staatssekretär im Innenressort, das Innenleben eines Ministeriums kennt er also. Anschließend folgte der Lenker-Posten in der Fraktion.

Altmaier lädt gerne in seine weitläufige Wohnung

Altmaier lebt allein in einer großen Altbauwohnung im Berliner Westen und füllt sein Zuhause gerne mit Gästen. Der CDU-Mann unterhält seine Besucher dann mit Selbstgekochtem, gutem Wein und feinsinnigen Abhandlungen über das politische Berlin.

Er ist ein Mann der Zwischentöne. Wenn er Spitzen gegen Partei- oder Koalitionskollegen zu verteilen hat, verpackt er sie gekonnt zwischen den Zeilen. Altmaier ist kein Polterer, sondern ein gewandter Rhetoriker mit Sinn für Ironie. Bekannt ist der CDU-Mann auch für seine Zwitscher-Freude. Den Internetdienst Twitter bedient er mit Vergnügen und aller Regelmäßigkeit. Legendär ist ein bissiger Kommentar zum damals strauchelnden Bundespräsidenten Christian Wulff, den er abends vom heimischen Schreibtisch absetzte.

Auch seine erste Reaktion nach der Berufung ins Umweltressort lässt Altmaier über Twitter verlauten: „Danke an Alle für die Glückwünsche zu meiner Berufung als Umweltminister“, hieß es da am frühen Mittwochabend. „Ich brauche Ihre/Eure Unterstützung jetzt erst recht! Bis bald!“

Merkels „letztes Aufgebot“

Eine leichte Aufgabe ist es in der Tat nicht, die Altmaier mit der Energiewende vor sich hat. Der Ausstieg aus der Atomkraft kam überstürzt, der eilige Umstieg auf erneuerbare Energien trifft Deutschland reichlich unvorbereitet. Er übernehme das Amt „im Bewusstsein der großen Verantwortung, die gerade jetzt mit dieser Tätigkeit verbunden ist“, sagte Altmaier nach Merkels Überraschungsbotschaft. Er habe sich bislang immer mit ganz Kraft für seine Arbeit eingesetzt. „Das gilt auch und erst recht für die neue Aufgabe.“

Altmaier gilt als Merkels bester Mann. Dass sie ihre „Geheimwaffe“ aus der Fraktion abzieht und ins Umweltressort schickt, lässt manch einen über die Personalnot der Kanzlerin sinnieren. „Mit Altmaier schickt Angela Merkel ihr letztes Aufgebot“, urteilte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles, „er ist ihre letzte Patrone im Lauf.“

(dapd)