In Madrid strömten am Samstagabend mindestens 30.000 Demonstranten auf dem Platz Puerta del Sol und kündigten an, bis Dienstag bleiben zu wollen. Die Behörden erklärten zuvor, Zeltlager über Nacht würden nicht erlaubt. Auch nach Verstreichen einer für Mitternacht gesetzten Frist verharrten die Kundgebungsteilnehmer auf dem Platz. Mehr als 2.000 Bereitschaftspolizisten standen in der Nacht bereit, sie griffen aber erst in den frühen Morgenstunden ein.

Madrid. Angesichts der Massenproteste hat der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy die Sparpolitik seiner Regierung verteidigt. Die Maßnahmen seien angesichts der wirtschaftlichen Lage „notwendig“, sagte er am Sonntag in Madrid. Aus Empörung über die Einsparungen und die hohe Arbeitslosigkeit waren am Samstag landesweit Zehntausende Menschen auf die Straße gegangen. Die spanische Polizei nahm 18 Anhänger der Bewegung 15. Mai fest. Eine Polizeisprecherin sagte, bei der Auflösung der Protestaktion auf dem Platz Puerta del Sol in der spanischen Hauptstadt am frühen Sonntagmorgen seien zwei Beamte verletzt worden. Bis zum Jahrestag der Protestbewegung am 15. Mai wollen die Demonstranten, die sich auch die Empörten nennen, Kundgebungen in mehreren Städten abhalten.

„Wir tun, was getan werden muss, und das bedeutet, schwierige Entscheidungen zu treffen“, sagte Rajoy. Seine konservative Regierung ergreife auch Maßnahmen, die nicht im Wahlprogramm vorgesehen gewesen seien. „Es gibt Entscheidungen, die wir nicht mögen, aber ich kann Ihnen sagen, dass wir weiterhin Entscheidungen treffen werden, die notwendig sind, um Spanien aus dieser Lage herauszuführen.“

In Madrid strömten am Samstagabend mindestens 30.000 Demonstranten auf dem Platz Puerta del Sol und kündigten an, bis Dienstag bleiben zu wollen. Die Behörden erklärten zuvor, Zeltlager über Nacht würden nicht erlaubt. Auch nach Verstreichen einer für Mitternacht gesetzten Frist verharrten die Kundgebungsteilnehmer auf dem Platz. Mehr als 2.000 Bereitschaftspolizisten standen in der Nacht bereit, sie griffen aber erst in den frühen Morgenstunden ein.

„Ich bin hier, um die Rechte zu verteidigen, die wir verloren haben – und für die jungen Leute, die es so schwer haben“, erklärte ein 57-jähriger Lehrer. „Sie sind besser ausgebildet als jemals zuvor. Aber sie haben keine Arbeit. Sie haben gar nichts.“

Weitere Protestmärsche gab es in Barcelona, wo 22.000 Menschen demonstrierten, sowie in Bilbao, Malaga und Sevilla. Dem spanischen Innenministerium zufolge protestierten landesweit 72.000 Menschen gegen die Sparpolitik der Regierung. Nach Angaben der Veranstalter beteiligten sich indes weit mehr Menschen an der Protestaktion.

Ein 27-jähriger Student erklärte, er wolle protestieren, weil er das Gefühl habe, die wirtschaftliche Lage gerate völlig außer Kontrolle. „Diese Krise dauert nun schon vier Jahre, aber es scheint, als würde sie erst beginnen“, sagte er. Der Student lebt noch bei seinen Eltern und rechnet nicht damit, nach dem Abschluss eine Anstellung zu finden. „Derzeit denke ich, meine beste Option wird sein, nach Deutschland zu gehen, wo ich als Tellerwäscher arbeiten, ein wenig Geld verdienen und Deutsch lernen kann“, erklärte er. „Die Aussichten auf einen Job in Spanien sind praktisch nicht existent.“

Beginn der Protestaktionen vor einem Jahr

Die Demonstranten erinnern an den Beginn der Protestaktionen vor einem Jahr. Damals beteiligten sich Hunderttausende an den Demonstrationen, campierten auf öffentlichen Plätzen vieler Städte und inspirierten andere Aktivisten in Europa. „Wir sind hier, um den Jahrestag seit dem Beginn der Bewegung zu feiern“, sagte eine Aktivistin in Madrid. „Obwohl wir einiges erreicht haben, ist die Lage jetzt viel schlimmer, also müssen wir weiter kämpfen.“

Die Arbeitslosigkeit in Spanien beträgt fast 25 Prozent und ist damit die höchste in der Eurozone. Von den jungen Leuten unter 25 hat jeder zweite keine Arbeit. Die konservative Regierung hat Sparmaßnahmen beschlossen, um die Schuldenlast zu reduzieren. Zudem geht die Angst um, dass auch Spanien wie Griechenland, Irland und Portugal unter einen finanziellen Rettungsschirm schlüpfen muss.

Zu ähnlichen Protesten wie in den spanischen Städten kam es am Samstag auch unter anderem in Berlin, London, Brüssel und Lissabon. Die Demonstranten forderten eine weltweite Steuerabgabe auf Finanztransaktionen sowie weitere demokratisch ausgerichtete Finanzbehörden. (dapd)