Der Bundespräsident hielt als erster Deutscher eine Rede zum niederländischen Befreiungstag. Gauck nennt Einladung ein “Geschenk“.

Breda. Einen Tag nach seinem Antrittsbesuch in Schweden ist Joachim Gauck erstmals in seiner Funktion als Bundespräsident in die Niederlande gereist. Anlässlich des nationalen Befreiungstages des deutschen Nachbarlandes rief Gauck die Europäer am Sonnabend dazu auf, sich aktiv für die Freiheit einzusetzen. Die Befreiung Europas von Krieg und Nationalsozialismus verpflichte die Bürger, ihre Freiheit zu gestalten, mahnte Gauck in Breda. Zum ersten Mal nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die "Befreiungsrede“ von einem Deutschen ausgesprochen.

In Anwesendheit von Kronprinz Willem Alexander und dem geschäftsführenden Ministerpräsident Mark Rutte nannte Gauck die Einladung zu diesem Tag ein "Geschenk“ und einen "Beweis für das große Vertrauen“ der Nachbarn. Am nationalen Befreiungstag gedenken die Niederlande mit zahlreichen Lesungen und Festivals ihrer Befreiung von der deutschen Besatzung am 5. Mai 1945.

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In seiner vom niederländischen Fernsehen live übertragenen Rede kritisierte Gauck, dass viele Freiheit als Recht auf einen "hedonistischen Lebensstil“ betrachteten. Der Mangel an Verantwortlichkeit und Solidarität treibe viele junge Menschen auf die Straße und zu Protesten. Die Pflicht, sich für Freiheit einzusetzen, gelte für ganz Europa. Wenn Länder Freiheiten beschneiden und die Grundrechte ihrer Bürger missachten, sei dies "keine innere Angelegenheit einzelner Staaten“ mehr, sagte Gauck.

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Gauck erinnerte auch an die Opfer des Zweiten Weltkrieges und der Besatzung. Über 100.000 Juden waren in Konzentrationslager deportiert und zum großen Teil ermordet worden. Zugleich verwies Gauck auch auf den Widerstand vieler Niederländer gegen den nationalsozialistischen Terror. Diese Vorbilder zeigten, dass selbst in Krieg und Terror Menschen die menschliche Würde retten könnten. "Wir haben immer eine Wahl.“

Es ist der erste Besuch des neuen Bundespräsidenten in den Niederlanden. Am Abend wollte er als Gast von Königin Beatrix das Konzert zum Befreiungstag in Amsterdam besuchen. Mit den Aufenthalten in Schweden und den Niederlanden setzt Gauck die Serie von Antrittsbesuchen seit seiner Wahl am 18. März fort. Als erstes Land hatte er Polen besucht , danach Brüssel und Straßburg.

Mit Material von epd