Hamburg. Uni-Präsident Dieter Lenzen spricht mit Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider über die Aufregung um das Thema Corona-Impfung.

Laut einer Umfrage wollen sich 64 Prozent der Hamburgerinnen und Hamburger gegen Corona impfen lassen – und 22 Prozent auf keinen Fall. „Die letzte Zahl finde ich erstaunlich, weil ich dachte, dass es in aufgeklärten Gesellschaften selbstverständlich ist, sich und andere vor einem gefährlichen Virus zu schützen, wenn dazu eine realistische Chance besteht“, sagt Dieter Lenzen in einer neuen Folge unserer Reihe „Wie jetzt?“, in der der Uni-Präsident mit Abendblatt-Chefredakteur über wichtige Fragen unserer Zeit spricht.

„Impfen oder nicht impfen?“ gehört zweifelsfrei dazu: „Was ist die Alternative zur Impfung gegen Corona – dass wir uns weiter so wie bisher einschließen?“, sagt Lenzen. Dank der Impfkampagne könnten wir „im Sommer ein halbwegs normales Leben führen“, glaubt Haider, der auch schon vor Corona „sehr emotionale Diskussionen über das Impfen geführt“ hat.

Woher kommt die Aufregung und Aufgeregtheit über das Thema?

Lenzen sieht mehrere Gründe, warum Menschen Impfungen ablehnen: Ideologische, fast religiöse Argumente, „nach denen man kein Recht hat, ins Schicksal einzugreifen, komme, was da wolle“, gehörten genauso dazu wie die Angst vor den Nebenwirkungen eines Impfstoffs. „Und dann gibt es Menschen, die mit einem großen Optimismus durch die Welt gehen, und nicht wahrhaben wollen, dass sie an diesem oder jenem Virus erkranken könnten.“ Im Fall von Corona ginge es aber um mehr, die Impfung sei nicht nur eine persönliche, sondern in ihrer Konsequenz auch eine gesellschaftliche Frage. „Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass es bei einem neuen Impfstoff zu Nebenwirkungen kommt, die man jetzt noch nicht absehen kann, größer, als sie es bei einem bekannten Impfstoff ist“, sagt Lenzen. „Aber ist die Wahrscheinlichkeit kleiner, Schaden zu nehmen, wenn man sich nicht impfen lässt?“