Hamburg. Dieter Lenzen spricht mit Lars Haider darüber, wie Menschen Entbehrungen und Verzicht in der Pandemie kompensieren.

Lebensfreude trotz Corona – wie geht das? Das ist die Frage, die sich Dieter Lenzen, Präsident der Universität Hamburg, explizit für die heutige Folge seines gemeinsamen Podcasts mit Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider gewünscht hat. Wobei Lenzen die Frage ursprünglich sogar noch schärfer formuliert hatte, „aber das ist offenbar der Zensur zum Opfer gefallen. Eigentlich sollte es heißen: Lebensfreude trotz Corona – Fressen, Saufen, …“. Soll heißen: Wie kompensieren Menschen eigentlich das, was sie in der Coronazeit an Entbehrungen und Verzicht hinnehmen müssen? „Ja, wie?“, fragt Haider.

Zum Thema „Fressen“ beobachtet Lenzen, dass die Leute nicht mehr einmal, sondern zweimal am Tag kochen, gern auch nach (schwierigeren) Kochbüchern, auch mal vegetarisch: „Sie suchen sich in den sogenannten anthropologischen Alimentaria etwas Neues.“ Das sei beim „Saufen“ ähnlich: Während man beim Essen eine Kompensationsform der Freude erzeuge, ginge es beim Trinken von Alkohol darum, Verluste vergessen zu machen. „Immer nüchtern sein, das können wir jetzt nicht durchhalten.“

Bei besonders schlechten Coronazahlen aus Hamburg greift Haider zu Schokolade

Haider gesteht, dass er bei besonders schlechten Coronazahlen aus Hamburg zu Schokolade greift, „gern auch mal zu einer ganzen Tafel“, was mit der Zeit dazu führe, dass nicht nur die Infektionszahlen nach oben zeigen, „wenn sie verstehen, was ich meine“. Lenzen versteht, und sagt: „Das kann man nur unterstützen. Wir brauchen jetzt Lebensfreude, trotz all dem, was da draußen passiert. Und haben Sie keine Sorgen davor, dadurch zwei, drei Kilo zu wiegen. Das ist es wert.“

Insgesamt würden die Menschen versuchen, bei dem, was im Moment noch erlaubt ist, neue Varianten auszuprobieren und in andere Dimensionen vorzustoßen. Das beginne bei besserem Essen und teuren Weinen, „und geht weiter bei Sexspielzeugen“, so Lenzen.