Hamburg. Was wird aus der Heimarbeit? Abendblatt-Chefredakteur Haider im Gespräch mit Universitäts-Präsident Dieter Lenzen.

„Ich liebe Homeoffice!“ – „Ich auch!“ Normalerweise sind Dieter Lenzen, Präsident der Universität Hamburg, und Lars Haider, Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, in ihrer gemeinsamen Gesprächsreihe „Wie jetzt?“ oft unterschiedlicher Meinung. Als es jetzt um das Thema Heimarbeit, neudeutsch: Homeoffice, ging, war das völlig anders. „Ich liebe es“, sagt Haider. „Ich auch“, sagt Lenzen. Die Gründe: Anfahrtswege fallen weg, Konferenzen werden effektiver, die Konzen­tration auf die eigene Arbeit steigt, die Kreativität leidet nicht, Krankenstände gehen zurück, usw. „Und die, die noch im Büro sitzen, sind auch glücklicher: Es ist nicht mehr so laut, sie haben genügend Platz, können ungestörter arbeiten“, sagt Haider. „Ich glaube nicht, dass wir nach Corona wieder so arbeiten werden wie zuvor.“

Lenzen hat in den zurückliegenden Monaten eine erstaunliche Beobachtung in der Kommunikation via Video gemacht: „Die Aggressionen gehen zurück, es gibt eine stärkere Sachorientierung, Entscheidungsfindungen werden beschleunigt.“

Zwei-Klassen-Gesellschaft vermeiden

Die Uni hat eine Untersuchung in Auftrag gegeben, wie die neue Arbeitswelt dort nach dem Ende der Pandemie aussehen könnte. „Wahrscheinlich wird es auf eine Mischform von Homeoffice und Präsenz hinauslaufen, weil Teams auch mal zusammenkommen müssen“, sagt Lenzen. Nur von zu Hause zu arbeiten ginge allein schon deshalb nicht, weil man neue Kolleginnen und Kollegen dann gar nicht kennenlernen würde und zum Beispiel Auszubildende oder Praktikanten betreuen müsse.

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Wichtig sei, dass die Betroffenen freiwillig entscheiden könnten, ob und wie viel sie von zu Hause arbeiten wollen. Außerdem dürfe man nicht ausblenden, dass für einen Großteil der Menschen Homeoffice keine Alternative sei – für Handwerker, Verkäufer, Ärzte, Lehrer, etc. „Wir müssen aufpassen, dass jetzt nicht eine neue Zwei-Klassen-Gesellschaft entsteht. Die einen können zu Hause machen, was sie wollen, die anderen müssen im Schweiße ihres Angesichts Straßen teeren. Da sehe ich ein soziales Risiko“, sagt Lenzen.