Heute ist im Weinpodcast mit Constantin Cordes ein Fan zu Gast – und er hat diesmal auch die namensgebenden „Vier Flaschen“ ausgesucht.

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Warum sollte man für einen (guten) Chardonnay immer etwas mehr Geld bezahlen? Was können Weine aus Mallorca? Und gibt es den perfekten Rotwein für alle, die am liebsten Weißweine trinken? Das sind ein paar der Fragen, um die es diesmal in unserer Podcast-Reihe „Vier Flaschen“ gehen wird.

Michael Kutej, Inhaber der Hamburger Hanse Lounge und einer der bekanntesten Weinexperten der Stadt, Riesling-Liebhaber Lars Haider und Apfelschorlen-Trinker Axel Leonhard (vom Bier ist er zurzeit irgendwie abgekommen ...) haben diesmal weder einen Winzer noch einen Prominenten zu Gast, um verschiedene Weine zu probieren – sondern einen jungen Mann, der die „Vier Flaschen“ von Anfang an verfolgt hat und offenbar ein echter Fan ist.

Constantin Cordes hat ein digitales Treffen mit Kutej, Haider und Leonhard von seiner Verlobten als Geschenk (!) zum 30. Geburtstag (!!) bekommen „und sich tierisch darüber gefreut“ (!!!). Doch nicht nur das: Er durfte sogar die Weine – zwei weiße, zwei rote – aussuchen. Was ein Risiko ist, weil Kenner Michael Kutej in seinem Urteil gnadenlos sein kann – insbesondere, wenn es um die von ihm wenig geliebten Grauburgunder geht, aber auch sonst.

Zwei Weißweine, zwei Rotweine: Diese vier Flaschen wurden beim neuen Abendblatt-Podcast getrunken.
Zwei Weißweine, zwei Rotweine: Diese vier Flaschen wurden beim neuen Abendblatt-Podcast getrunken. © Silkes Weinkeller

„Ich bin sehr gespannt“, sagt Cordes zu Beginn, der sich sicherheitshalber von einem Weinhändler hat beraten lassen. „Überhaupt kaufe ich meine Weine, seit ich die ,Vier Flaschen’ kenne, vor allem in Fachgeschäften und gebe tendenziell etwas mehr Geld dafür aus“, sagt er. Er liebe, „wie Lars Haider“, Rieslinge und habe eine leichte Abneigung gegen Chardonnays. Mit diesen beiden Rebsorten geht es dann auch los …

Der Wein in Flasche Nummer eins, die Deidesheimer Mäushöhle, Jahrgang 2019, vom Weingut von Winning, ist einer der besten Rieslinge, die jemals bei den „Vier Flaschen“ getestet wurden – preislich und von der Qualität etwa auf dem Niveau des Gelblack vom Schloss Johannisberg, der in dieser Reihe schwer gefeiert wurde. Das Weingut aus Deidesheim an der Weinstraße habe in den vergangenen zehn bis 15 Jahren einen großen Sprung nach oben gemacht, sei hoch dekoriert und mache auch wunderbare Sauvignon blancs, sagt Kutej.

Der Lagenwein ist im Holzfass ausgebaut, er riecht „fast wie Zitronensaft, das ist das Erste, was man wahrnimmt. Der Wein hat was Saftiges und trotzdem etwas Elegantes. Und das Wichtigste: „Die Säure ist sehr gut eingebunden.“ Das sei ein Riesling, so Haider, der sowohl jenen schmecken würde, die sowieso für Rieslinge schwärmen, als auch den anderen, die Rieslinge normalerweise ablehnen würden, „weil die viel zu sauer sind“.

Constantin Cordes (o.r.) beim digitalen Wein-Treffen mit Axel Leonhard (o. l.), Lars Haider (u. l.) und Michael Kutej. 
Constantin Cordes (o.r.) beim digitalen Wein-Treffen mit Axel Leonhard (o. l.), Lars Haider (u. l.) und Michael Kutej.  © Axel Leonhard / FUNKE Foto Services

Flasche Nummer zwei ist, im wahrsten Sinne des Wortes, ein großes Fragezeichen. Auf dem Etikett ist nämlich nicht mehr zu sehen als ebenjenes, ein ?, ein Chardonnay aus Südfrankreich von der Maison Ventenac ohne Jahrgangsbezeichnung, was einen schon stutzig machen kann. Kutej hat nach dem ersten Schluck „ein Honiggefühl, etwas Cremiges“. Bei Haider „zieht sich direkt nach dem Riesling beim Chardonnay alles zusammen“, und Constantin Cordes fühlt sich in seinen Vorurteilen bestätigt: „Der Chardonnay fällt im Vergleich zum Riesling ab, ist fast schon bitter und nicht so spannend.“

Das sei ein Wein, der nicht wehtue, den man aber morgen schon vergessen habe, so Kutej, der aber zugleich die Rebsorte an sich verteidigt: „Chardonnay auf dem Toplevel ist schon einzigartig. Aber in den unteren Preisklassen bleibt er oft sehr austauschbar. Soll heißen: Chardonnay macht erst Spaß, wenn du für die Flasche so 30 bis 40 Euro bezahlst.“

Den „?“ gibt es für neun Euro – und wahrscheinlich wäre es besser gewesen, erst den Chardonnay und dann den Riesling zu trinken, auch wenn Letzterer weniger Alkohol hat. „Wenn man mit dem Riesling anfängt, wird keiner mehr den Chardonnay wollen“, sagt Kutej.

Zu den Rotweinen – und damit nach Mallorca: „Ich finde, Weine von der Insel sind oft überbewertet“, sagt Kutej – umso gespannter sei er auf 12 Volts aus dem Jahrgang 2018 von der Bodega 4Kilos. Die Hauptrebsorte in dem Wein ist – typisch mallorquinisch – Callet (60 Prozent), hinzu kommen unter anderem Merlot und Cabernet Sauvignon. Was riecht der Gast? „Kirsche. Kirsche ist sehr dominant“, sagt Constantin Cordes, Haider fühlt sich an die Füllung einer Schwarzwälder Kirschtorte erinnert. Der Rotwein hat, wie der Name schon sagt, nur zwölf Prozent Alkohol, weshalb man ihn gekühlt trinken sollte: „Das betont die Frische, ich mag dieses Rustikale, wofür die Rebsorte steht“, sagt Kutej. Ist es Rotwein für Weißweintrinker? „Eher ja.“

Zur vierten Flasche, dem Bolgheri Rosso Grattamacco Jahrgang 2019 aus Italien. „Bolgheri hat es geschafft, sich etwas von der Toskana abzukapseln, obwohl es rein geografisch zur Region gehört“, sagt Kutej. Der Ort aus der Provinz Livorno ist inzwischen berühmt für die Qualität seiner Rotweine, die getestete Flasche gehört zu den Einstiegsangeboten. „Der Wein riecht süßer, als er schmeckt. Er ist am Gaumen sehr trocken und sehr lang“, sagt Kutej. Axel Leonhard schmeckt Sojasoße, das sei schon spektakulär.