Hamburg. Was hat Weißwein mit Wacken zu tun? Darum geht es im Abendblatt-Weinpodcast “Vier Flaschen“ mit der Band LaLeLu diesmal.

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Wie viel Musik steckt in guten Rotweinen? Darum geht es heute in unserer Reihe „Vier Flaschen“. Wein-Kenner Michael Kutej, Riesling-Liebhaber Lars Haider und Biertrinker Axel Leonhard probieren zwei Weiß- und zwei Rotweine zusammen mit Deutschlands erfolgreichster A-cappella-Gruppe, LaLeLu aus Hamburg.

Los geht es mit dem Riesling unplugged 2019 von Martin Tesch. Der ist nicht nur einer der bekanntesten deutschen Winzer, sondern traut sich auch etwas, zum Beispiel auf dem Etikett eines traditionsreichen Weines einen englischsprachigen Begriff – „unplugged“ – abzudrucken. „Wir fanden die Idee großartig, haben aber nach der Einführung des Namens innerhalb eines halben Jahres 40 Prozent unserer Kunden verloren“, so Tesch. Heute würde der Riesling unplugged in mehr als 20 Ländern auf allen Kontinenten verkauft, „überall wird der Wein instinktiv verstanden: Er wird handgemacht und hat Ecken und Kanten.“ In Japan werde der Riesling gern zu Rindfleisch serviert, in den USA und Kanada eher zu Meeresfrüchten.

Der Duft von Pfirsich-Weingummi von Haribo

Er riecht nach Aprikose, grünem Apfel und „nach dem Pfirsich-Weingummi von Haribo“, sagt Riesling-Liebhaber Lars Haider, für den der „Unplugged“ kein typischer Riesling ist, „vielleicht erklärt genau das auch seinen Erfolg“. Kutej sieht das anders, er schmeckt eine intensive Salzigkeit heraus, „genau diese Mineralität, die man einem Riesling oft nachsagt: Das ist ein Wein für jeden Tag, ohne Schnörkel und sehr, sehr trocken.“ Letzteres sei auch einer der Gründe dafür gewesen, dass der Wein am Anfang nicht so erfolgreich gewesen sei: „Früher waren trockene Weine noch nicht so angesagt wie heute.“

Jan Melzer von LaLeLu, der „normalerweise bei Weinen nicht über einen Preis von acht Euro hinauskommt“ (der Riesling von Tesch kostet zehn), findet es gut, wenn „der Name eines Weines eine Geschichte erzählt, weil man damit gleich etwas anfangen kann“. Obwohl alle Mitglieder der Gruppe gern Wein trinken, gibt es bei und rund um ihre Konzerte ein striktes Alkoholverbot: „Wir sind als A-cappella-Musiker eine Art Hochseilartisten“, sagt Melzer. „Wenn einer ausschert, dann bricht die komplette Tonart zusammen – da darf kein Sinn benebelt sein.“

„Wacken ist auch viel Kultur und Genuss"

Zur zweiten Flasche, einem Riesling, den es eigentlich nur beim Metal-Festival im schleswig-holsteinischen Wacken gibt und der auch vom Weingut Tesch kommt. „Wacken ist eben nicht nur ­Heavy-Metal, sondern auch viel Kultur und Genuss“, sagt Martin Tesch. Tobias Hanf von LaLeLu, „der eigentlich jeden Abend ein Glas Weißwein trinkt“, findet den Wacken-Riesling „nicht so bissig wie den ersten, deutlich milder“.

Er sei etwas süßer, zugleich aber auch schärfer, sagt Michael Kutej, der neben Zitronengras auch Ingwer schmeckt: „Man muss berücksichtigen, dass dieser Wein normalerweise nur in Wacken getrunken wird und entsprechend gut runterrutschen muss.“ Interessanterweise sei das Thema Wein beim Festival seit vielen Jahren ein großes. Waren die LaLeLus schon mal da? Alle schütteln den Kopf: „Mir ist die Musik schlicht zu hart“, sagt Jan Melzer, der mit seinen langen Haaren sofort als Heavy-Metal-Sänger durchgehen würde.

Tipp eines Winzers: Wein darf nicht unter 5 Euro kosten

Dafür ist die Gruppe regelmäßig zu Auftritten in Neustadt an der Weinstraße, „wo wir auch den Hinweis von einem Winzer bekommen haben, niemals einen Wein zu trinken, der weniger als fünf Euro kostet, weil der nichts sein kann“, so Hanf. Das kann Michael Kutej nur bestätigen: „Wenn man bedenkt, dass allein ein Korken schon zwischen 50 und 80 Cent kosten kann, dass die Flasche genauso bezahlt werden muss wie Händler und Zwischenhändler, dann kann man sich vorstellen, dass bei einem Wein für drei Euro das Billigste der Inhalt ist“, sagt er. „Und das fügt man dann seinem eigenen Körper zu …“

Sein Ratschlag: Lieber seltener trinken, dafür höherwertig. Gilt auch für Rotweine: Sie stammen aus Montsant, einer Weinregion in Spanien, die für Kutej (noch) ein Geheimtipp ist. Winzer Albert Jané ist ein leidenschaftlicher Musikliebhaber, er sehe einen „großen Zusammenhang zwischen der Natur, den Böden, den Weinen und der Musik“. Die Rebsorte Carignan, die sowohl dem Acustic aus dem Jahr 2017 als auch dem Ritme, Jahrgang 2018, zugrunde liegt, hat ihren Ursprung in Spanien und wird meistens für die Massenproduktion genommen.

Sana von LaLeLu schmeckt Marzipan, fast Amaretto heraus

„Dabei kann sie viel mehr“, sagt Kutej. Sana Nyman von LaLeLu schmeckt aus dem Acustic „Marzipan, fast Amaretto heraus“ und bekommt von Kenner Kutej ein Lob dafür: „Amaretto gefällt mir, weil es impliziert, dass der Wein sehr kräftig ist“. Der Alkoholgehalt, ganz klein auf dem Etikett versteckt, liegt bei 15 Prozent, „der Wein legt sich wie ein schwerer Mantel auf deine Schultern, er wärmt von innen, ist süffig“. Sein Tipp: Diesen Rotwein sollte man etwas kälter trinken, „das macht ihn frischer und leichter“.

Zur letzten Flasche, dem Ritme, der für Frank Valet „trotz desselben Alkoholgehalts leichter wirkt“ als der Acustic: „Der ist irgendwie eleganter.“ Der Wein sei noch relativ jung und in der sogenannten Fruchtphase, erklärt Kutej, das heißt, der Fruchtgeschmack ist sehr dominant: „Richtig spannend wird es erst, wenn nach einiger Zeit andere Nuancen in den Vordergrund treten. Den Wein kann man bestimmt fünf bis zehn Jahre lagern.“

Übrigens: Wer LaLeLu mal wieder „live“ hören möchte: Am 19. Februar um 20 Uhr wird „LaLeLu unplugged – die Online-Show“ gestreamt, eine Neuauflage des legendären Elbphilharmonie-Konzerts der Band. Wer dabei sein will, findet mehr Infos unter www.lalelu.de.

Beim nächsten Live-Podcast am 25. Februar mittrinken

Sie wollen einmal live bei den „Vier Flaschen“ dabei sein? Kein Problem: Das geht ganz einfach und digital von zu Hause aus, das nächste Mal am 25. Februar um 19 Uhr. Dann gibt es wieder einen Live-Podcast, zu Gast wird die Master-Sommelière Stefanie Hehn sein, die Teilnehmer bekommen die Weine und den Link zur Teilnahme am Podcast zugeschickt. Wer dabei sein will, muss nur eine Mail an chefredaktion@abendblatt.de schicken.