Hamburg. Im neuen Abendblatt-Podcast „Schmeckt’s?“ zu Gast: Rolf Winter, Chef auf Gut Wulksfelde, spricht über Bio-Qualität.

Die Biolandwirtschaft hat deutlich zugelegt, aber es geht noch mehr. Davon ist Rolf Winter, seit 24 Jahren Geschäftsführer vom Gut Wulksfelde, überzeugt. Das ehemalige Staatsgut zwischen Duvenstedt und Tangstedt erzeugt im Anbauverband Bioland nicht nur Ökoprodukte, sondern sucht auch Kontakt zur Kundschaft: im Hofladen, Restaurant, in der Bäckerei, im Café sowie – vor und nach Corona – in zahlreichen Veranstaltungen. Dies habe dazu beigetragen, dass der Betrieb, der heute 170 Mitarbeiter zählt, sich sehr gut entwickelt habe, sagt Winter im Podcast „Schmeckt‘s?“ mit Angelika Hillmer und Jan-Eric Lindner.

„Als wir 1989 anfingen, gab es in ganz Schleswig-Holstein knapp 30 Biobetriebe“, erzählt Winter. „Als dann die zwei großen Hamburger Staatsgüter Wulfsdorf und Wulksfelde dazukamen, fragte man sich, ob der Markt zusammenbrechen würde. Bio war eine Randerscheinung. Wir haben uns damals entschieden, die Vermarkung selbst in die Hand zu nehmen. Das war eine wichtige Entscheidung für uns, denn dadurch waren wir immer sehr nah an den Kunden.“

Biolandbau von 20-Prozent-Anteil noch weit entfernt

Vor gut 15 Jahren hatte die damalige Landwirtschaftsministerin Renate Künast einen Ökoanteil im Anbau und in den Lebensmittelregalen von 20 Prozent gefordert. Davon ist der Biolandbau noch immer weit entfernt. Dennoch wurde viel unternommen, um dem Ziel näherzukommen, betont Winter: „Damals lag der Ökoanteil bei drei, vier Prozent, heute sind es rund zehn Prozent. Aber es dürfte noch mehr sein.“

„Im europäischen Vergleich sind wir bei der Nachfrage nach Biolebensmitteln erfreulicherweise sehr weit vorn“, sagt der studierte Landwirt und Biomanager. „Aufseiten der Landwirtschaft hat der Bioanbau aber in anderen Ländern wie Österreich, Schweiz, Italien und Spanien riesige Entwicklungen gemacht, die den deutschen Zuwachs weit überflügeln.“

Bio-Lebensmittel: "Hoher Preis gerechtfertigt"

Der umweltschonende Anbau von Gemüse, Obst, Getreide und Kartoffeln sowie die tiergerechteren Haltungs­formen sind teurer und haben weniger hohe Erträge als in konventionellen Betrieben. Folglich müssen Biolebensmittel teurer sein. Der höhere Preis sei gerechtfertigt, betont Rolf Winter: „Der Kunde bekommt ein hochwertiges Lebensmittel, das ohne Chemie erzeugt wurde. Beim Fleisch hatten die Tiere bis zur Schlachtung ein Leben, das ihrem Wesen entspricht.“

Die Frage, ob sich das jeder leisten könne, sei berechtigt. „Aber man kann auch nur diejenigen Bioprodukte kaufen, bei denen der Preisunterschied nicht so groß ist.“