Hamburg. St. Paulis früherer Spieler, Trainer und Sportchef spricht im Podcast „Millerntalk“ über die aktuelle Situation und seine Pläne.

Die aktuelle Lage des FC St. Pauli – zwangsläufig gehörte sie zu den zentralen Gesprächsthemen bei der vierten Auflage des Abendblatt-Podcasts „Millerntalk“, bei der am Donnerstag Thomas Meggle zu Gast war. So viel sei verraten: Der 45-Jährige sparte nicht mit klaren Aussagen, unterhaltsamen Anekdoten und interessanten Einblicken in seine aktuellen Projekte und Pläne.

Gleich dreimal war Meggle als Fußballprofi beim FC St. Pauli gelandet und hatte als Spielmacher die Fans so begeistert, dass sie ihn 2010 zum Jubiläum des Vereins sogar in die Jahrhundertelf wählten. Später war er Co-Trainer, Nachwuchscoach und schließlich 2014 für 13 Spiele Cheftrainer der Profis, ehe er auf den Sportchef-Posten wechselte, den er rund zwei Jahre innehatte.

FC St. Pauli: Parallelen zwischen Meggle und Schultz

„Heute habe ich noch meine Dauerkarte und leide mit dem Club derzeit wie ein Fan, aber nicht mehr so, wie ich es getan habe, als ich noch in der Verantwortung stand“, sagt Meggle.

Die Parallelen zwischen der Situation des aktuellen Trainers Timo Schultz (43) und Meggles Lage im zweiten Halbjahr 2014 sind nicht zu übersehen. Ein Negativlauf von acht sieglosen Spielen, ebenso wie jetzt, führte damals zur Ablösung von Thomas Meggle durch Ewald Lienen. „Ich kann mir vorstellen, wie es Schulle gerade geht. Das Trainerdasein in nicht erfolgreichen Zeiten tut schon sehr weh“, sagt Meggle. „Deshalb tut er mir auch gerade sehr leid.“

Meggle: In St. Paulis Kader stecken Ideen dreier Sportchefs

Der frühere Spielmacher sieht einen entscheidenden Grund in der regelmäßig wiederkehrenden Krise St. Paulis darin, dass es in den vergangenen Jahren zu viele Wechsel auf der Position des Sportchefs gab, dessen Arbeit aber mittelfristig ausgerichtet sein müsse. „Um einen Kader wirklich zu verändern, sind vier Transferperioden nötig“, sagt er. Im aktuellen Kader St. Paulis steckten aber die Ideen von drei Sportchefs und den beiden Trainern vor Schultz. Seinem früheren Mitspieler und Assistenzcoach traut Meggle zu, ein „erfolgreicher Trainer im Profibereich“ zu werden.

Aus seiner 13-jährigen Erfahrung als Profifußballer bewertet er die jüngste Aussprache der Spieler ohne Trainer zurückhaltend. „Solche Krisensitzungen werden überbewertet“, sagt er. „Es ist ein schönes Zeichen für die Medien und das Umfeld. Aber am Ende zählen die 90 Minuten.“ Er selbst habe solche Sitzungen erlebt, bei denen den Spielern jedes Wort „aus der Nase gezogen werden musste“, und es nur Floskeln gab.

Intensiv beschäftigt sich Thomas Meggle derzeit – neben Bau-Projekten – mit seiner Investoren-Tätigkeit beim schottischen Zweitligisten Dunfermline Athletic, die er mit zwei Partnern betreibt, darunter Ex-Daviscup-Spieler Damir Keretic. Neu ist sein Projekt, in China Sportlehrern eine qualifizierte Ausbildung zukommen zu lassen. „Ich arbeite viel und arbeite gerne“, sagt er.