Hamburg. Lars Haider spielt mit Kunsthallen-Direktor Alexander Klar „Ich sehe was, was du nicht siehst“. Heute: ein Werk von Wassily Kandinsky.

Einmal die Woche spielen Hamburgs Kunsthallen-Direktor Alexander Klar und Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider „Ich sehe was, was du nicht siehst“ – und zwar mit einem Kunstwerk. Eine halbe Stunde schauen sich die beiden ein Gemälde, eine Fotografie oder eine Skulptur an und reden darüber: „Ein Gespräch ist die beste Möglichkeit, Kunst zu erschließen“, sagt Alexander Klar. Heute geht es um „Arabischer Friedhof“, 1909 von Wassily Kandinskys gemalt, und für Klar der „perfekte Ausklang für ein furchtbares Jahr, ein Bild, das Mut und gute Laune macht“ – und das trotz des eher düsteren Titels.

So richtig berühmt wurde er erst etwas später. Wassily Kandinsky, der noch einer der führenden Künstler der abstrakten Malerei werden sollte, schuf 1909 das Bild „Arabischer Friedhof“. Wahrscheinlich hat ihn seine Reise nach Tunis vier Jahre zuvor für dieses Motiv angeregt. Eher friedlich als voller Trauer wirkt dieses Bild, das er mit Öl auf Pappe gemalt hat. Die Farben leuchten, die er eingesetzt hat, um Flächen und Figuren miteinander zu verbinden. Schon hier korrespondieren Wirklichkeit und Abstraktion.

Wassily Kandinskys
Wassily Kandinskys "Arabischer Friedhof" © © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

Verschleierte Frauen im Hintergrund des Bildes

Im Vordergrund stehen sich eine blaue Figur und eine Art dunkle Mumie gegenüber. Man erkennt im Hintergrund verschleierte Frauen. Im Hintergrund rechts erkennt man einen Kuppelbau. Der Maler versucht, das Typische nicht nur als Motiv herauszuarbeiten, sondern mit Hilfe von Formen und Farben zu unterstreichen.

Das Bild markiert einen Zustand in Kandinskys Schaffen kurz vor dem Umbruch zur Abstraktion. Er stammte aus einer wohlhabenden Teehändlerfamilie aus Moskau, die nach Odessa umzog. Er erhielt zwar Zeichen- und Malunterricht, studierte dann aber Jura und promovierte mit einer Arbeit „Über die Gesetzmäßigkeiten der Arbeiterlöhne“. Anschließend ging er nach München und traf dort Gabriele Münter, die seine Lebensgefährtin wurde.

Kandinsky starb 1944

1908 trafen er und Münter in Murnau am Staffelsee Marianne von Werefkin und Alexej Jawlensky. Danach wurden ihre Bilder immer abstrakter. 1911 trafen sie Franz Marc und gründeten später zusammen mit Alfred Kubin die Redaktionsgemeinschaft Der Blaue Reiter, die heute als eine der wichtigsten Stationen der Klassischen Moderne gilt. Bis zur Schließung durch die Nazis war Kandinsky außerdem Lehrer am Bauhaus in Weimer, Dessau und Berlin. Er starb 1944.​

Dieses und weitere Gemälde finden Sie hier in der Online-Sammlung der Hamburger Kunsthalle