Hamburg. Im Podcast erklärt Tobias Schweinsteiger, warum er den HSV verlassen hat – und wird von prominenten Einspielern überrascht.

Am Wochenende gab es für Tobias Schweinsteiger einiges zu feiern. In seiner bayerischen Heimat Rosenheim stand am Sonnabend zum einen der Kindergeburtstag seines Sohnes an, der am Donnerstag fünf Jahre alt geworden war. In den Facetime-Familienchat wurde dann auch sein Bruder Bastian zugeschaltet, der zur gleichen Zeit seinen 36. Geburtstag feierte. „Wir haben ein super Verhältnis. Leider sehen wir uns zu selten“, sagte der ältere Bruder, als er sich am Tag nach den Feierlichkeiten in den Abendblatt-Podcast „HSV – wir müssen reden“ zuschaltet.

Die Promidichte unter den Fragestellern ist groß: Bruder Bastian Schweinsteiger hat eine Nachfrage zu einem ganz besonderen Skirennen, Regisseur und Schauspieler Til Schweiger will von Tobi Schweinsteiger wissen, ob er seinen Vater Alfred für seinen neuen Film einplanen kann und die eingespielte Frage von HSV-Sportvorstand Jonas Boldt führt zur längsten Antwort der bisherigen Podcast-Geschichte. Außerdem dabei: Ex-HSV-Trainer Dieter Hecking, ehemalige Mitspieler aus der Regensburgzeit und ein früherer Trainer Schweinsteigers. Der komplette Podcast ist ab sofort kostenlos abrufbar.

Abschied vom HSV – Schweinsteiger sucht neuen Club

Zehn Tage ist es her, dass der HSV die Trennung von seinem bisherigen Co-Trainer bekannt gab. Ein Jahr lang hatte Tobias Schweinsteiger an der Seite von Dieter Hecking und Dirk Bremser die HSV-Profis betreut. Während die Verträge von Hecking und Bremser nach dem verpassten Aufstieg automatisch ausgelaufen sind, ist Schweinsteiger noch bis Sommer 2021 angestellt.

Läuft alles nach Plan, wird diese Anstellung bald auch vertraglich aufgelöst. Der 38-Jährige sucht für die neue Saison nach einem neuen Club. „Ich werde auf alle Fälle versuchen, in der kommenden Saison als Trainer weiterzuarbeiten. Wenn möglich als Cheftrainer. Aufgrund des Lehrgangs ist eine Aufgabe als Co-Trainer aber wahrscheinlicher“, sagte Schweinsteiger am Sonntag, als er erstmals ausführlich über sein Jahr in Hamburg sprach.

Schweinsteiger: Darum habe ich dem HSV abgesagt

Schon Anfang Juli ist Schweinsteiger an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Hennef in den neuen Lehrgang für die DFB-Fußballlehrer-Lizenz gestartet. Während HSV-III-Coach Christian Rahn am Sonnabend seine Urkunde erhielt, wird Schweinsteiger bis Ende April im Nachfolgekurs seinen Schein machen.

Ein Grund für den Abschied vom HSV war das aber nicht. Die Präsenzzeit in Hennef wurde auf nur noch 20 Tage reduziert. Schweinsteiger hätte unter dem neuen Chefcoach Daniel Thioune eine Aufgabe übernehmen können. Doch nach einem langen Telefonat sagte er Thioune ab. „Die Gespräche mit Daniel haben leider ergeben, dass ich mich in der Rolle nicht hundertprozentig wohlgefühlt hätte“, sagte Schweinsteiger.

Die neue Rolle, die nun durch den bisherigen U-21-Trainer Hannes Drews besetzt wird, sieht eine Schnittstelle zwischen den Profis und der Zweiten Mannschaft vor. Eine Art Übergangstrainer, der den Schwerpunkt vor allem auf die individuelle Förderung der jungen Talente legt. Eine Rolle, die Schweinsteiger selbst schon in seiner Zeit als Nachwuchstrainer beim FC Bayern München initiierte. Die er beim HSV aber nicht ausfüllen wollte.

Schweinsteiger: HSV fehlte defensive Führungsachse

Nach seinem Jahr als zweiter Assistent von Hecking strebt Schweinsteiger nach einer Chefrolle. „Sosehr ich den HSV und Hamburg ins Herz geschlossen habe, weiß ich, dass diese Rolle für beide Seiten keinen Sinn gehabt hätte. Da bin ich ehrlich zu mir selbst, aber auch zum Verein.“

Ganz abgeschlossen hat Schweinsteiger mit seiner Zeit beim HSV aber noch nicht. Trotz einiger Ablenkungen, etwa einem Urlaub mit seinem Bruder Bastian in der Finca von Schauspieler Til Schweiger auf Mallorca, tut der verpasste Aufstieg mit den Hamburgern noch weh. „Ich kann ganz viel Positives rausziehen aus diesem Jahr. Nichtsdestotrotz bleibt leider dieser vierte Platz hängen“, sagt Schweinsteiger fünf Wochen nach der 1:5-Heimniederlage gegen Sandhausen zum Abschluss einer Saison, die so gut begann – und so bitter endete.

Dabei waren die Gründe für das Scheitern schon im vergangenen Jahr zu erkennen, meint Schweinsteiger. „Was uns schlussendlich auf die Füße gefallen ist, haben wir schon im September gesehen, konnten es im Winter aber nicht regeln, weil es der Markt nicht hergab.“ Schweinsteiger spricht die in der Defensive fehlenden Führungsspieler an, die durch körperliche Präsenz überzeugen. „Es hat sich über das gesamte Jahr keine Führungsachse gebildet, die etwas auffängt, wenn es nicht so gut läuft.“

Schweinsteiger will im Ausland hospitieren

Mit dem Transfer von Klaus Gjasula habe der HSV diesen Fehler auf einer Position bereits korrigiert. „Der HSV reagiert auf gewisse Punkte, die wir schon im Herbst gesehen haben“, sagt Schweinsteiger. „Wir konnten diese Qualität nicht auffangen. Daran sind wir gescheitert.“

Der neue Weg des HSV sieht aber vor allem vor, an der Seite von Führungspersönlichkeiten junge Spieler zu entwickeln. Ein Weg, den Schweinsteiger gerne unterstützt hätte. „Wer mich kennt, der weiß, dass ich gerne mit jungen Spielern zusammenarbeite. Der Weg, den der HSV einschlägt, finde ich super und hätte mich definitiv interessiert“, sagt Schweinsteiger.

Aber eben nicht in der für ihn vorgesehenen Rolle. Der frühere Lübecker plant nun erst mal seine Auslandshospitanzen. Am liebsten würde er bei Leeds-United-Trainer Marcelo Bielsa über die Schulter gucken oder auch Atalanta Bergamos Gian Piero Gasperini.

Folgt Schweinsteiger Hecking nach Nürnberg?

Gerüchte gab es zuletzt über einen Wechsel als Co-Trainer zum 1. FC Nürnberg. Dort hat der neue Sportvorstand Dieter Hecking gerade Robert Klauß von RB Leipzig verpflichtet. Konkret wurde diese Option aber bislang nicht. „Dieter und ich telefonieren regelmäßig, aber darüber haben wir nicht gesprochen.“

In jedem Fall hat das emotionale Jahr beim HSV Hecking, Schweinsteiger und Bremser zusammengeschweißt. „Ich habe zwei neue Freunde gefunden“, sagt Schweinsteiger. „Das ist in diesem Fußballbusiness nicht alltäglich.“