Hamburg. Im neuen Abendblatt-Podcast “Geliebt & Unvergessen“ würdigt Michael Vesper die im April verstorbene Reiterlegende aus Nienstedten.

Schon als Kind konnte sich Hein Bollow für den Pferdesport in Klein Flottbek und Horn begeistern. Bis ins hohe Alter blieb der Senior dem Galopprennsport treu – auch wenn es nur darum ging, einmal mehr Stallluft zu schnuppern.

Im neuen Abendblatt-Podcast „Geliebt & Unvergessen“ erinnern wir an den Superstar der Galopp-Rennszene: Hein Bollow, 1920 in Hamburg-Nienstedten als Sohn eines Fuhrbetrieb-Unternehmers geboren und am 20. April dieses Jahres im Alter von 99 Jahren in Köln an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Im Podcast spricht Michael Vesper, ehemaliger grüner Minister in Nordrhein-Westfalen und heute als Präsident höchster Repräsentant des Galopp-Rennsports in Deutschland, über den gebürtigen Hamburger.

„Hein Bollow hat die Pferde verstanden, mit ihnen kommuniziert, um sie einzusetzen und zu Leistungen zu bewegen. Pferde waren für ihn aber kein Sportgerät, sondern Kollegen und Freunde“, sagt das frühere Gründungsmitglied der Grünen.

Hein Bollow gewann als Jockey und Trainer je mehr als 1000 Rennen

Hein Bollow steht wie kaum ein anderer stellvertretend für den Erfolg des deutschen Galopprennsports. Als einer von nur wenigen Aktiven auf der Welt gewann er jeweils mehr als 1000 Rennen als Jockey und als Trainer. 1034 Siege erreichte er zwischen 1938 und 1963 im Rennsattel. Im Anschluss verbuchte er als Trainer bis 1988 exakt 1661 Erfolge. „Er war ein Superstar“, sagt Michael Vesper, „und erreichte eine Popularität, die über die Grenzen der eng Interessierten hinausging.“

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Seinen ersten Derby-Sieg erzielte Bollow 1953 auf der Horner Rennbahn. 13 Jockey-Championate und vier Siege im deutschen Derby, ausgetragen in seiner Geburtsstadt Hamburg, sind die Highlights in Bollows Karriere als Jockey. Als Trainer gelang ihm 1974 mit Marduk der einzige Derby-Sieg. 1965 holte er, damals gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen Heinz Jentzsch, ein Trainer-Championat. Nachwuchs-Jockeys könnten von ihm Fleiß, Können und Disziplin lernen, sagt Vesper. „Wichtig ist außerdem die Kraft, nicht aufzugeben und an sich selbst zu glauben.“

Die letzten Lebensjahre verbrachte Hein Bollow, der bis zuletzt eine positive Aura verbreitete und mit offenen und freundlichen Blicken auf die Welt schaute, in einer Seniorenresidenz in der Nähe der Kölner Rennbahn. Bei den regelmäßigen Besuchen dort kam er gern ins Plaudern. „Er schwelgte in der Vergangenheit und erzählte auch von seiner erfolgreichen Zeit in Hamburg. Nur über den Krieg und seine französische Gefangenschaft hat er nie erzählt“, sagt Michael Vesper.