Hamburg. Auch in Hamburg müssen wir mit Erkrankungsfällen rechnen. Wie man sich vor der Infektion schützen kann.

Es ist das Medizinthema, das die Welt derzeit in Atem hält: das neuartige Corona-Virus. Aus China werden täglich höhere Patientenzahlen und mehr Todesfälle gemeldet. So sind derzeit mehr als 24.000 Menschen erkrankt, rund 500 sind bereits an der Virusinfektion gestorben. Auch in Deutschland sind mindestens zwölf Menschen infiziert. Wie gefährlich ist die Lage? Und wie kann man sich schützen? In der neuen Folge der „Digitalen Sprechstunde“, dem Podcast von Hamburger Abendblatt und Asklepios, gibt Lungenfachärztin Dr. Susanne Huggett Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Corona-Virus: Bisher keine Schwerkranken in Deutschland

„Zurzeit sehen wir täglich steigende Fallzahlen, das heißt, den Höhepunkt der Erkrankung haben wir noch nicht erreicht. Da wissen wir noch nicht genau, was auf uns zukommt“, sagt Huggett. „Wir verfolgen die Situation sehr aufmerksam von Tag zu Tag.“ Auch in Hamburg müsse man damit rechnen, dass einzelne Menschen das Virus aus einer betroffenen Region mitbringen und eine Quelle für weitere Infektionen sein könnten. „Deshalb ist es wichtig, diese Menschen frühzeitig zu erkennen und zu isolieren“, so Dr. Susanne Huggett. Die Hamburger Krankenhäuser seien mit Notfall- und Pandemieplänen in diesen Fällen gut gerüstet.

Bisher gebe es in Deutschland auch keine schwer kranken Patienten, wie die ärztliche Leiterin der Krankenhaushygiene bei Asklepios betonte. Bei Menschen ohne Vor- bzw. chronische Erkrankungen seien die Verläufe, die man bisher in Deutschland beobachtet habe, eher günstig. „Das ist ein gutes Zeichen.“

Als Schutzmaßnahmen sind Hand- und Hustenhygiene entscheidend

Allerdings sei das Virus hoch ansteckend. Der Hauptübertragungsweg scheine dabei weiterhin die Tröpfcheninfektion zu sein, das heißt, die Patienten haben das Virus im Atemwegstrakt. Durch einen kräftigen Hustenstoß kann das Aerosol, das herausgehustet wird, die Viruspartikel enthalten. Eine Schmierinfektion sei aber ebenfalls möglich, wenn die Tröpfchen sich auf Gegenständen ablagern, man diese anfasse und dann mit der Hand die eigenen Schleimhäute berühre. Sich über den Stuhl anzustecken, wie chinesische Forscher es in einigen Fällen nachgewiesen haben, sei immer noch ein untergeordneter Weg.

Als Schutzmaßnahmen seien darum die Hand- und die Hustenhygiene entscheidend. Das heißt, gründlich die Hände waschen, um sich nicht anzustecken, und in ein Taschentuch oder die Ellenbeuge husten. Eine Schutzmaske müsse man, wenn man in Hamburg unterwegs sei, aber nicht tragen. Huggett warnte davor, dass falsche Informationen, die derzeit kursierten, die Menschen verunsichere.

Bislang kann man nur die Symptome behandeln

Allerdings könne man noch nicht alle Fragen zu dieser Erkrankung beantworten. Ein Problem sei, dass es noch keine zugelassenen, wirksamen Stoffe zur Behandlung von Corona gebe. „Es gibt erste Versuche mit Wirkstoffen, die gegen Grippe und HIV wirken“, so Huggett. „Bislang kann man aber nur die Symptome behandeln.“ Auch zur Inkubationszeit gebe es nur „vorläufige Ergebnisse“. So gehe man derzeit davon aus, dass diese bis zu 14 Tage dauere und danach keine Ansteckung mehr erfolgt.

Selbst zu erkennen, ob man sich mit Corona infiziert hat, sei kaum möglich, so Dr. Huggett. Denn die Symptome sind ähnlich wie bei einem grippalen Infekt oder der Grippe: Fieber, Husten, zum Teil Gliederschmerzen, Schüttelfrost und in seltenen Fällen auch Durchfall. „Als Patient und behandelnder Arzt kann ich das zunächst nicht einfach unterscheiden“, sagt die Lungenfachärztin. Schließlich rolle auch gerade die Grippewelle heran, deren Ausmaß man derzeit auch noch nicht absehen könne. Entscheidend sei immer, ob der Patient in den vergangenen 14 Tagen in einer Region gewesen ist, in der Erkrankungsfälle aufgetreten sind, oder ob er Kontakt mit Menschen gehabt hat, die in einer solchen Region waren. Dann würde man einen Abstrich aus der Tiefe der Lunge durchführen.

Wer selbst meint, er könne sich infiziert haben, könne zu seinem Hausarzt gehen – allerdings müsse man zwingend vorher anrufen und den Verdacht äußern, damit in der Praxis Vorkehrungen getroffen werden können.

„Die digitale Sprechstunde“ ist die erfolgreiche Gesundheits-Gesprächsreihe von Hamburger Abendblatt und Asklepios. Jede Woche erklärt ein Experte im Gespräch mit Vanessa Seifert ein Krankheitsbild und gibt Auskunft über Vorsorge und Möglichkeiten der Therapie. Diese und alle bisher erschienenen Folgen hören Sie auf www.abendblatt.de/ digitale-sprechstunde/.