Hamburg. Fehrs spricht mit dem Bürgermeister über Demut und eine gemeinsame Leidenschaft. Zudem: Unser Brot in der Beilage Himmel & Elbe.

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Wer hätte gedacht, dass den Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher und die Bischöfin Kirsten Fehrs eine ungewöhnliche Leidenschaft verbindet: die Liebe zum Hebräischen, das die Theologin naturgemäß im Studium und der Arzt ganz freiwillig als Schüler erlernte. Beim Podcast Blind Date mit der Bischöfin geht es um existenzielle Fragen, um Gott und die Welt diesmal auch viel um Politik, Demut und Berufung. Kirsten Fehrs trifft Persönlichkeiten aus Hamburg. Sie erfährt allerdings immer erst kurz zuvor, wer ihr Gast ist. Das Motto dabei: „Was ich die Hamburger Bischöfin schon immer einmal fragen wollte“. Angedockt sind die Episoden an das jeweils aktuelle Abendblatt-Kirchenmagazin „Himmel & Elbe“, das acht Mal im Jahr erscheint.

Tschentscher und Fehrs empfinden beide ihr Amt als Berufung, um für die Menschen und die Gemeinschaft da zu sein, „auch wenn ich als Jugendliche nie Bischöfin werden wollte“, wie die Bürgermeistertochter ihrem dritten Gast beim Podcast „Blind Date mit der Bischöfin“ gestand.

Denkart von Ärzten und Politiker verschieden

Sie wollte von Peter Tschentscher wissen, inwieweit „Arzt und damit Diagnostiker“ zu sein, sich auf seinen politischen Alltag auswirke. Er sagte, dass die Denkart von Medizinern und Politikern doch sehr unterschiedlich sei. Er habe gelernt, zuerst nach der Ursache eines Problems zu suchen, dann die Diagnose zu stellen und erst dann zu handeln. Diese Denkart fehle häufig in der Politik. „Oft wird ein Missstand gesehen und sofort gesagt, was zu tun ist, auch wenn das gar nicht den Kern des Problems trifft. Manchmal hilft es dann, länger nachzuforschen und zu hinterfragen, und das bevorzuge ich“, so Tschentscher – auch wenn sein häufiges Nachfragen offenbar Menschen in seiner Umgebung manchmal irritiert.

Doch der als unaufgeregt und besonnen geltende SPD-Politiker machte deutlich, dass er die Hektik, die in der Politik durch soziale Medien herrsche, und die sofortige Reaktion auf jede Twitter-Meldung für ungesund halte. Er schlafe über eine wichtige Entscheidung am liebsten eine Nacht lang. „Denn unser Gehirn kann auch unterbewusst Probleme lösen. Am Morgen kann ich die Lage dann gut einsortieren. Diese Zeit ist mir wichtig, denn es ist zehnmal aufwendiger, eine Fehlentscheidung zu korrigieren“, sagt der 53-Jährige.

Bürgermeister einfacher Arbeiter im Weinberg

Auf die Frage, inwieweit der Glaube in der Politik helfe und ob er als bekennender Christ handle, antwortete Tschen­tscher: „Der Glaube an Gott gibt Optimismus und Sicherheit bei schwierigen Momenten.“ Damit verbunden sei die Zuversicht, dass es eine höhere Gerechtigkeit gebe, und „das sorgt dafür, dass man sich selber nicht überhöht, Demut empfindet. Wir sind alle einfache Arbeiter im Weinberg des Herrn, und diese etwas bescheidenere Sicht auch auf wichtige politische Ämter finde ich sinnvoll. Ich fühle mich als Bürgermeister in vieler Hinsicht auch als ein normaler Arbeiter. Mit Bescheidenheit durchs Leben zu gehen, das ist auch christlich“.

Das Amt ist keine Show

Einmal mehr machte Peter Tschentscher deutlich, dass er sein Amt nicht als Show empfindet, „auch wenn mir oft gesagt wird, tritt doch markiger auf“. Kirsten Fehrs und Peter Tschentscher sind sich einig, dass das Bescheidene ganz gut zu einem Hanseaten passt - und auch zu einer Bischöfin.

Gefragt nach einer Lieblingsbibelstelle, bekennt sich Tschentscher als Fan des Alten Testaments. Was die Geschichte der Berufung von Moses, der, von Gott geschickt, zum Pharao gehen soll, um sein Volk zu befreien, mit der etwas mühsamen Suche nach einem SPD-Bundesvorsitzenden zu tun hat, hören Sie im Podcast.