Das neue Schifffahrtsmuseum verspricht nicht weniger als einen Überblick über 3000 Jahre Seefahrt. Vor rund 800 Gästen weihte Bundespräsident Horst Köhler das zweitgrößte Museum der Hansestadt ein.

Hamburg. Hamburg hat ein neues Seezeichen: Bundespräsident Horst Köhler hat das Internationale Maritime Museum in der HafenCity eröffnet. Auf neun Ausstellungs-Decks und insgesamt 16 000 Quadratmetern im historischen Kaispeicher B werden Geschichten von Entdeckern und Eroberern, von Kapitänen und Seeleuten lebendig. Das neue Schifffahrtsmuseum verspricht nicht weniger als einen Überblick über 3000 Jahre Seefahrt.

Grundlage ist die weltweit größte Sammlung von Schiffsmodellen, Instrumenten, Karten, Uniformen und Gemälden des ehemaligen Springer- Verlagschefs Peter Tamm, der seine Sammlung dem privaten Museum übergeben hat. Im Gegenzug sanierte die Stadt Hamburg den neogotischen Backsteinspeicher von 1878 für 30 Millionen Euro.

"Am Anfang stand ein kleines Schiffsmodell und eine große Sehnsucht nach dem Meer und allem, was damit zu tun hat", sagte Köhler beim Festakt im Zelt vor 800 Festgästen, darunter auch die Regierungschefs von Hamburg und Schleswig-Holstein, Ole von Beust und Peter Harry Carstensen (beide CDU). Die Geschichte der Seefahrt zeige, "dass man Visionen braucht, um Neues zu entdecken". "Die Schifffahrt ist ein Spiegelbild der Menschheitsgeschichte", sagte der Bundespräsident.

Er dankte dem Stifter Tamm für sein Engagement. "Das Museum ist ein gutes Beispiel für diesen Stiftergeist. Wir brauchen noch viel mehr Leuchttürme und Seezeichen dieser Art", sagte Köhler.

"Heute ist ein besonderer Tag für mich", sagte Tamm, für den mit dem Museum ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen sei. "Meine Sammlung zur Schifffahrtsgeschichte bekommt eine Heimat im Hafen der Hansestadt." Aufgabe des Museums sei es, Geschichte erfahrbar zu machen und nachfolgende Generationen für die Seefahrt zu begeistern. Beust dankte auch Tamms Mutter dafür, dass sie ihrem Sohn im Alter von sechs Jahren ein kleines Schiffsmodell geschenkt hat. "Da kann man mal sehen, was aus 50 Pfennig alles werden kann", schmunzelte Beust.

Nach dem Festakt hisste der Bundespräsident zusammen mit Tamm und Beust vor dem Museum die Signalflaggen "IMMH" für "Internationales Maritimes Museum Hamburg". Bei einem anschließenden Rundgang ließ sich Köhler die Höhepunkte der Ausstellung zeigten, darunter ein Modell von Columbus' "Santa Maria" aus purem Gold und einen hochmodernen Globus, auf dessen Oberfläche das aktuelle Weltwetter projiziert wird. Vor dem Museum demonstrierte eine Handvoll Menschen gegen die nach Ansicht der Kritiker unreflektierte Militärlastigkeit der Ausstellung.

In dem Museum ist jedes Deck einem Thema gewidmet - von der "Entdeckung der Welt" bis zu den "Piraten". 36 000 Schiffsmodelle geben einen Überblick über die Geschichte der Seefahrt, von der griechischen Triere, über Wikinger Schiffe, die Hanse-Zeit bis zu den modernsten Containerschiffen. Historische Kompasse und Spiegelsextanten machen deutlich, wie sich die Menschen damals auf dem Meer zurechtfanden - ohne Radar und GPS wie heute. Auszüge von "Moby Dick", "Schatzinsel" und "Das Boot" lassen die Besucher eintauchen in eine Welt der Abenteuer.

Das älteste Objekt ist ein Einbaum, das neueste ein sechs Meter langes Modell der "Queen Mary II" aus Lego-Steinen. In einer Schatzkammer befinden sich neben der goldenen "Santa Maria" wertvolle Knochenschiffe, die englische Kriegsgefangene während der Napoleonischen Kriege anfertigten. Die oft kritisierte Sammlung von Kriegsschiffen aus allen Epochen sowie Handfeuerwaffen und Uniformen beschränkt sich wesentlich auf eine Etage.