Halle. "Ich hatte immer schon eine große Klappe" bekennt der 72-jährige Peter Sodann offen. Einem Millionenpublikum ist der gebürtige Sachse als ehemaliger "Tatort"-Kommissar Bruno Ehrlicher aus Leipzig bekannt. Vor dieser Rolle hatte er sich in Halle einen persönlichen Traum erfüllt und gegen den Widerstand der DDR-Oberen über Jahrzehnte hinweg die "Kulturinsel" geschaffen. Sein unfreiwilliges Ende als Theater-Intendant dort grämt ihn bis heute. Kleine Genugtuung für den bekannten Querkopf: Auf den Straßen seines Wohnortes Halle grüßen ihn noch immer viele Menschen freundlich.

Der Sohn einer Arbeiterfamilie aus Meißen lernte zunächst Werkzeugmacher und studierte an der Universität Leipzig Jura, ehe er eine Schauspielausbildung an der Theaterhochschule begann. Seine erste Bühnenerfahrung sammelte er mit dem Leipziger Studentenkabarett "Rat der Spötter". Nach einer besonders kritisch-satirischen Kabarett-Aufführung wurde er wegen "staatsfeindlicher Hetze" vom Schauspielstudium ausgeschlossen und saß neun Monate in Haft.

1963 schrieb sich der Sachse mit der scharfen Zunge wieder an der Theaterhochschule ein. Sein erstes Engagement führte ihn 1964 ans Berliner Ensemble zu Helene Weigel. Weitere Stationen waren Bühnen in Erfurt, im heutigen Chemnitz, in Magdeburg und schließlich in Halle.

Nach seinem unfreiwilligen Abschied als Theater-Intendant in Halle - die Stadt kündigte ihm - betrat Sodann 2005 schon einmal kurzzeitig für die Linkspartei die politische Bühne. Er sollte bei der Bundestagswahl als Spitzenkandidat in Sachsen antreten, zog aber die Kandidatur wieder zurück. Er habe die ARD-Regeln, wonach Bewerber um ein politisches Mandat und Mandatsträger nicht mehr im Fernseh- und Hörfunkprogramm auftauchen dürfen, nicht gekannt. Sein Herz schlage weiterhin links, sagte Sodann immer wieder - aber zugleich auch: "Ich möchte lieber ein politisch denkender Schauspieler als ein schauspielernder Politiker sein."