Wegen dramatischer Kurseinbrüche war zuvor der Handel an mehreren Börsen in Europa und Asien ausgesetzt worden. Die britische Regierung kündigt ein gigantisches Rettungspaket für angeschlagene Banken an.

Frankfurt/Main. Sechs der führenden Zentralbanken der Welt haben die Leitzinsen in einer konzertierten Aktion gesenkt und damit den Sturzflug der Börsen vorübergehend gestoppt. Der wichtigste deutsche Börsenindex DAX verzeichnete am Mittwochnachmittag ein Minus von 3,3 Prozent, am Vormittag war er zeitweise um mehr als 8 Prozent gefallen. Auch an den anderen europäischen Aktienmärkten hellte sich die zeitweise Stimmung auf.

"Es galt, entschlossen zu handeln angesichts der jüngsten Zuspitzung der Turbulenzen an den Finanzmärkten", begründete der Präsident der Deutschen Bundesbank, Axel Weber, die Zinssenkungen. Nach heftigen Verlusten an der New Yorker Wall Street und der japanischen Börse hatte sich auch in Europa Panik ausgebreitet. Der EuroSTOXX 50, der die größten europäischen Unternehmen umfasst, verlor zeitweise knapp 6 Prozent. Die Moskauer Leitbörse RTS stoppte den Handel wegen panikartiger Ausverkäufe. In Frankreich, Ungarn, Rumänien und Indonesien wurden die Geschäfte zumindest vorübergehend oder ausgesetzt oder der Handel mit bestimmten Aktien gestoppt.

In Großbritannien will der Staat mit einer Finanzspritze von 50 Milliarden Pfund (65 Mrd Euro) bei acht großen Banken einsteigen. Im Gegenzug soll die Regierung Vorzugsaktien der Finanzinstitute erhalten. Außerdem stellt die Zentralbank weitere 200 Milliarden Pfund (258 Mrd Euro) zur Verfügung, um Banken mit Liquidität zu versorgen. Als dritten Schritt garantiert sie Anleihen der Kreditinstitute im Volumen von etwa 250 Milliarden Pfund.

Nach der Ankündigung der britischen Regierung und der Leitzinssenkungen erholten sich Finanzwerte sichtbar. Am Morgen waren sie zum Teil zweistellig eingebrochen und hatten auch die Papiere von Autobauern und Stahlkonzernen mitgerissen. "Anleger sind nicht rational. Wenn einer verkauft, wollen alle verkaufen", erklärte ein Experte die dramatischen Verluste. "Das ist zurzeit wie ein Lauffeuer: Alle wollen raus, raus, raus!" Die Finanzkrise schlägt nach Einschätzung von Händlern inzwischen auf andere Branchen durch.

Viele private Anleger flüchten wegen der Verunsicherung aus den Aktien und legen ihr Geld in Gold an. Die Feinunze kostete am Mittag 908,55 Dollar. Am Dienstagabend lag die Notierung in London noch bei 876,75 Dollar. Der Euro kostete 1,3731 Dollar.