Die anhaltenden Turbulenzen auf dem US-Immobilienmarkt richten nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds inzwischen weitaus größere Schäden an als bislang angenommen. Das größte Risiko bestehe nun in einem Übergreifen der Turbulenzen im Finanzsystem auf die Realwirtschaft.

Washington. Die anhaltenden Turbulenzen auf dem US-Immobilienmarkt richten nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) inzwischen weitaus größere Schäden an als bislang angenommen. Die Verluste summieren sich weltweit auf 1,4 Billionen Dollar, hieß es in dem am Dienstag veröffentlichten IWF- Bericht zur Stabilität der globalen Finanzmärkte. Ein halbes Jahr zuvor war der IWF noch von 945 Milliarden Dollar ausgegangen, die der Entwicklung auf dem US-Häusermarkt zuzurechnen sind.

Das größte Risiko bestehe nun in einem Übergreifen der Turbulenzen im Finanzsystem auf die Realwirtschaft, sagte der Direktor der IWF-Kapitalmarktabteilung, Jaime Caruana. Damit hätte die Finanzkrise direkte Auswirkungen auf die Konjunktur. Auch Schwellenländer geraten zunehmend unter Druck, hieß es.

Dabei ist der Höhepunkt aus IWF-Sicht noch gar nicht erreicht: Da noch weitere Kreditausfälle bevorstünden und sich die Krise auf den Märkten verschärfe, sei ein Anstieg der erwarteten Einbußen wahrscheinlich. Nach IWF-Angaben haben internationale Banken bislang Einbußen von rund 580 Milliarden Dollar durch die Krise veröffentlicht.

Das Vertrauen in die globalen Finanzinstitutionen und -märkte sei "auf das Schwerste erschüttert", hieß es in dem Bericht. Die Belastungen des weltweiten Finanzsystems ließen erwarten, dass sich der globale Abschwung beschleunige und eine Erholung hemme. Nach Berechnungen des IWF benötigten internationale Großbanken über die nächsten Jahre etwa 675 Milliarden Dollar an Kapitalspritzen, um ein moderates Wachstum des privaten Kreditsektors zu gewährleisten.

Der IWF ruft in seinem Bericht zu "international einheitlichen und entschiedenen" Maßnahmen auf, um das Vertrauen in das globale Finanzsystem wieder herzustellen. Sollte dies ausbleiben, drohten ein ungeordneter Abbau von Schulden und zunehmende Kosten für die Realwirtschaft. Der Währungsfonds und die Weltbank kommen an diesem Wochenende in Washington zu ihrer Jahrestagung zusammen. Zudem treffen sich am Freitag die Finanzminister der sieben wichtigsten Industrienationen (G7) in der US-Hauptstadt.

Der Fonds rechnet damit, dass die Erhöhung der Kapitalausstattung von Banken Ende kommenden Jahres in vollem Gange sein wird. "Finanzinstitutionen sollten dann besser in der Lage sein, eine Erholung der Wirtschaft zu unterstützen", schreiben die IWF-Experten. Zugleich äußerten sie die Hoffnung, dass der Finanzsektor robuster aus der Krise hervorgehe.

Auch die Schwellenländer, die von der Kreditkrise zunächst weniger stark betroffen waren als Industrienationen, geraten laut IWF zunehmend unter Druck. Das Zusammentreffen von schwierigeren Kreditbedingungen, einer schwächeren Weltwirtschaft und der Abzug von Kapital könnten den Abschwung in einigen Schwellenmärkten beschleunigen, warnt der IWF.

Der Internationale Währungsfonds und die Weltbank kommen an diesem Wochenende in Washington zu ihrer Jahrestagung zusammen. Zudem treffen sich am Freitag die Finanzminister der sieben wichtigsten Industrienationen (G7) in der US-Hauptstadt.