Auf den schwarzen Montag folgt ein rabenschwarzer Dienstag: Rund um den Globus gingen die Kurse erneut auf Talfahrt. In Deutschland traf es die Commerzbank nach den Verwerfungen an der Wall Street mit einem Minus von zeitweise 17 Prozent besonders heftig.

Frankfurt. In den USA gab Goldman Sachs einen Gewinneinbruch um 71 Prozent bekannt; der größte US-Versicherer AIG kämpft um sein Überleben. Zentralbanken pumpten fast 150 Milliarden Euro in die verunsicherten Finanzmärkte.

Der DAX markierte bei zeitweise 5858 Zählern den tiefsten Stand seit zwei Jahren. Der Leitindex schloss mit minus 1,63 Prozent auf 5965,17 Zählern und damit so schwach wie zuletzt im September 2006.

Neben der Commerzbank wurden auch andere Finanztitel wie Allianz, die Deutsche Postbank und die HypoRealEstate mit Einbrüchen von zeitweise 7 bis 11 Prozent gebeutelt. Ähnlich sah es an anderen europäischen Börsen aus. Auch in Asien rutschten die Kurse: In Japan sank der Nikkei Index um fast 5 Prozent auf 11.610 Punkte und damit auf den niedrigsten Stand seit mehr als drei Jahren. In Hong Kong gab der Hang Seng 5,4 Prozent ab.

An der Wall Street in New York fiel der Dow-Jones-Index in den ersten Minuten um 175 Punkte ein. Alleine die Papiere des US-Versicherungsriesens AIG fielen um 63 Prozent auf nur noch 1,74 Dollar. Drei Ratingagenturen hatten AIG zuvor herabgestuft. Der Konzern sucht dringend eine Finanzspritze in zweistelliger Milliardenhöhe. Ein Konkurs von AIG könnte die Finanzmarktkrise weiter verschärfen.

Neben der Herabstufung von AIG gab es weitere Hiobsbotschaften von der Wall Street: Auch die weltgrößte Investmentbank Goldman Sachs wird von der Finanzkrise kräftig durchgeschüttelt und hat ihr schlechtestes Quartalsergebnis seit dem Börsengang 1999 eingefahren. Der Gewinn des Geldhauses brach im dritten Quartal 2008 um 71 Prozent auf 810 Millionen Dollar ein.

Die US-Notenbank wollte am Dienstag über das Zinsniveau beraten. Wegen der fallenden Kurse galt eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed am Abend als möglich, aber nicht wahrscheinlich.

Die Europäische Zentralbank (EZB) und andere Notenbanken pumpen weiter frisches Geld in die Märkte. Die EZB stellte 70 Milliarden Euro zur Verfügung, nachdem sie am Montag bereits 30 Milliarden Euro angeboten hatte. Die US-Notenbank Fed stellte zusätzliche 50 Milliarden Dollar (35 Milliarden Euro) bereit, um die Kreditmärkte flüssig zu halten. In London stellte die Bank of England weitere 20 Milliarden Pfund (25,2 Milliarden Euro) bereit.

Unterdessen warnten sowohl Bundesfinanzminister Peer Steinbrück als auch Bundesbank-Präsident Axel Weber vor Untergangszenarien. Steinbrück sagte im Bundestag, die Regierung halte für 2008 an ihrer Prognose von 1,7 Prozent Wachstum fest. Auch wenn das Wachstum kommendes Jahr schwächer ausfallen dürfte, könne von einer anhaltenden Rezession keine Rede sein.

Weber hatte bereits zuvor erklärt, es gebe keinen Grund für Sorgen um den deutschen Bankensektor. Steinbrück forderte strengere internationale Kontrollmechanismen, um "spekulativer Zügellosigkeit" zu begegnen. Zwei Forschungsinstitute senkten ihre Prognose für das kommende Jahr; von einer Rezession in Deutschland gehen aber auch sie nicht aus.