Daniel Deußer hat beim Hamburger Derby für ein Novum gesorgt und als erster Springreiter durch den Gang vor ein ordentliches Gericht den Start bei einem deutschen Reitturnier erzwungen.

Hamburg. Der 26 Jahre alte Weltcup-Zweite von 2007 erwirkte vor dem Landgericht Münster eine Einstweilige Verfügung gegen die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) und ritt am Donnerstag mit Air Jordan im Championat von Hamburg. Die FN hatte Deußer vergangene Woche wegen eines Dopingfalls in den USA die Startgenehmigung entzogen, musste sie aber nun wieder erteilen.

"Wir waren mit dem Beschluss nicht einverstanden, mit der Art und Weise, wie das abgelaufen ist", sagte der in Wiesbaden geborene und im niederländischen Valkenswaard lebende Reiter nach seinem Ritt. "Ich versuche, meinem Recht nachzugehen", begründete er sein Vorgehen, wollte auf Nachfrage aber keine Details nennen. Zufrieden mit Deußers Start zeigte sich der niederländische Pferdehändler Jan Tops, für dessen Stall Deußer seit rund zwei Jahren reitet: "Ich bin froh, dass es noch Gerechtigkeit gibt."

Bei den Derby-Veranstaltern hält sich die Begeisterung über den erzwungenen Start in Grenzen. "Wir können es nicht verhindern und halten uns an die Vorgaben des Verbandes", sagte Turnier-Organisator Volker Wulff, ohne den Fall selber kommentieren zu wollen. "Es ist schade, dass der hervorragende Sport in Hamburg ein bisschen an Beachtung verliert." Wulff steckt in einer schwierigen Situation, weil Deußers Vorgesetzter Tops an dem Turnier beteiligt ist, indem er die Millionen-Serie Global Champions Tours nach Hamburg geholt hat.

Mit dem erzwungenen Start in Hamburg erreicht der schon länger schwelende komplizierte Fall seinen vorläufigen Höhepunkt. Deußer hatte bei einem Turnier in Wellington/Florida (28. Februar bis 4. März 2007) eine positive Dopingprobe bei seinem Pferd Pristanna und war dafür vom US-Verband mit einer Drei-Monats-Sperre belegt worden. Aus diesem Grund hatte die Disziplinar-Kommission der FN vergangene Woche entschieden, Deußer fünf Monate lang keine Turnierlizenz auszustellen und ihn nicht für Turniere zu nennen. Bereits erteilte Genehmigungen wie die für Hamburg wurden wieder zurückgezogen. Dagegen erwirkte Deußer am Mittwoch vor dem Landgericht Münster eine Einstweilige Verfügung, die bis zur Entscheidung im Hauptsacheverfahren gilt.

"Diese Sache müssen wir durchziehen bis zum Schluss, ein Dopingvergehen muss geahndet werden", sagte Hanfried Haring, Generalsekretär der FN. Haring verwies darauf, dass es bei Deußer einen zweiten Fall gibt. Bei dem Pferd Air Jordan war beim Weltcup-Finale Ende April 2007 in Las Vegas in der A- und B-Probe Reserpine gefunden worden, die gleiche Substanz wie bei Pristanna in Wellington. Dieser Fall wurde vom Internationalen Pferdesportverband FEI allerdings eingestellt, weil der Verschluss der B-Probe fehlerhaft gewesen sein soll.

"Wir hatten so etwas noch nicht", sagte der Generalsekretär zu dem Fall Deußer. Er erinnerte aber an die Dressureiterin Nicole Uphoff, die ihren Olympia-Start 1996 in Atlanta per Gerichtsentscheid durchsetzte.