War es Selbstmord? In der Nähe der Leiche wurden Schlaftabletten gefunden.

New York. Der australische Schauspieler Heath Ledger ist tot in seiner Wohnung in New York gefunden worden. Bei dem 28-Jährigen, der mit der Rolle als schwuler Cowboy in dem Liebesdrama "Brokeback Mountain" berühmt wurde, seien Schlaftabletten gefunden worden, sagte ein Polizeisprecher der "New York Times". Die Beamten würden ein Fremdverschulden ausschließen. Ledgers Familie in Perth an der australischen Westküste sprach von einem "Unfalltod".

"Wir bestätigen den sehr tragischen und viel zu frühen Unfalltod unseres geliebten Sohnes, Bruders und vernarrten Vaters von Matilda", sagte sein Vater Kim in Perth. "Er hat in seinem kurzen Leben so viele Menschen auf so vielfältige Weise berührt, das nur wenige das Vergnügen hatten, in wirklich kennenzulernen." Er bat die Reporter und Fotografen anschließend, die Familie in ihrer Trauer in Ruhe zu lassen. Auch Ledgers Sprecherin sprach von einem "Unfall" und bat die Presse, aus Respekt vor den Angehörigen nicht über die Todesursache zu spekulieren. Der Schauspieler hat nach ersten Angaben keine Abschiedsbriefe hinterlassen. Für heute war eine Autopsie geplant.

Mehrere hundert Menschen versammelten sich nach Bekanntwerden von Ledgers Tod vor dem luxuriösen Loft-Wohnhaus im Stadtteil SoHo, wo der Schauspieler vor einigen Monaten eingezogen war. Viele Hollywoodstars reagierten bestürzt. "Er war gerade dabei, berühmt zu werden. So jung aus dem Leben zu scheiden, ist ein tragischer Verlust", sagte Ledgers Landsmann Mel Gibson. Die gebürtige Australierin Nicole Kidman sprach von einer "Tragödie".

Michelle Williams (27), die frühere Verlobte des Schauspielers und Mutter seiner kleinen Tochter, sei "am Boden zerstört", berichtete der Internetdienst "tmz.com" unter Berufung auf Bekannte der Schauspielerin. Mit seiner "Brokeback Mountain"-Kollegin Williams hat Ledger eine zwei Jahre alte Tochter namens Matilda Rose. Das Paar lernte sich 2004 bei den Dreharbeiten kennen, trennte sich aber im vergangenen Herbst.

Die führende australische Filmkritikerin Margaret Pomeranz, die Ledger zuletzt beim Filmfestival in Venedig traf, bezeichnete den Schauspieler als außerordentlich schüchtern. "Manche Leute haben von außen betrachtet alles, aber in Wirklichkeit sehnen sie sich im Innern nach Frieden, und dann suchen sie diesen Frieden auf falsche Art und Weise", sagte sie.

Ledger fand sich mit seiner Rolle als Star nur schwer ab. So verkaufte er sein Haus in Sydney angeblich, um den Fotografen zu entkommen. Bei der Premiere von "Brokeback Mountain" in Sydney bespritzten Fotografen ihn mit Wasserpistolen - um sich dafür zu rächen, dass der Schauspieler sie einmal angespuckt hatte.

Der im australischen Perth geborene Schauspieler war nach seiner Rolle in dem Film "Brokeback Mountain" für einen Oscar nominiert worden. Er war zuletzt in der Bob-Dylan-Biografie "I'm Not There" auf der Leinwand zu sehen. Todd Haynes, der bei dem Film Regie führte, würdigte Ledger als "wahren Künstler, höchst feinfühligen Mann, forschend, begabt und weise weit über sein Alter hinaus".

Erst kürzlich hatte Ledger für das Studio Warner Bros. die Dreharbeiten für die nächste Batman-Folge "The Dark Knight" abgeschlossen. Darin spielt er an der Seite von Christian Bale den Joker. Der Film soll im August in den deutschen Kinos anlaufen. "Heath war ein brillanter Schauspieler und ein außergewöhnlicher Mensch", hieß es in einer Mitteilung des Studios. Die Unterhaltungsbranche habe ein "riesiges Talent" verloren.

Als Teenager stand Ledger in seiner australischen Heimat erstmals vor der Kamera. Mit 19 Jahren kam er nach Hollywood und drehte dort die Komödie "Zehn Dinge, die ich an dir hasse". An der Seite von Mel Gibson war er in dem Drama "Der Patriot" zu sehen. Er übernahm eine Nebenrolle in dem Südstaaten-Drama "Monster's Ball" mit Halle Berry und Billy Bob Thornton.

In einem Interview sagte er einmal: "Ich bin nicht gerade gut dabei, meine Zukunft zu planen. Ich plane einfach nicht. Ich weiß nicht, was ich morgen mache. Ich lebe völlig in der Gegenwart, nicht in der Vergangenheit und nicht in der Zukunft."