Zum Abschied hatte US-Präsident George W. Bush noch eine Überraschung für Bundeskanzlerin Angela Merkel parat. Er werde der Kanzlerin vor dem Rückflug nach Berlin einen Hamburger servieren, kündigte er auf der Abschluss-Pressekonferenz vor dem kleinen Bürogebäude seiner Ranch an.

"Was für mich als Hamburgerin natürlich eine wunderbare Sache ist", ergänzte die Kanzlerin spontan.

Die beiden verstanden sich während ihres gemeinsamen Aufenthalts auf der "Prairie Chapel Ranch" prächtig. Mehr als 20 Stunden machten sie am Freitag und Samstag Weltpolitik auf texanisch. "Wenn man in Texas jemanden nach Hause einlädt, ist das ein Ausdruck von Wärme und Respekt", sagte Bush zur Begrüßung. "Und so empfinde ich auch für Kanzlerin Merkel."

Am Dienstag hatte Bush den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy noch im Smoking zum Dinner im Weißen Haus empfangen. Als er am Freitagnachmittag Merkel und ihren Ehemann Joachim Sauer mit seinem weißen Pick-up-Truck vom Hubschrauberlandeplatz seiner Ranch abholte, trug er Jeans, ein kurzärmliges blaues Hemd und schwarze Stiefel.

Zur Begrüßung gab es eine ausführliche Tour über das 648 Hektar große Anwesen, dass Bush vor acht Jahren gekauft hat, als er noch Gouverneur von Texas war. Der Präsident zeigte seinen Gästen aus Deutschland die Flüsse, Canyons und seinen künstlich angelegten Teich, berichtete über seine Baumschule und seine sechs Langhornrinder. Merkel zeigte sich schwer beeindruckt von der Landschaft: "Es ist ein wunderschönes Fleckchen Erde." Am Abend wurden Rinderfilets auf den Grill gelegt. Für Samstagmorgen verabredeten sich Merkel und Bush zu einem Spaziergang.

Ein vergleichbares Treffen hatte es zuvor erst einmal gegeben. Im Dezember 1963 empfing Lyndon B. Johnson Bundeskanzler Ludwig Erhard auf einer Ranch, die nur 160 Kilometer südlich von Bushs Anwesen liegt. Damals bekam Erhard von seinem Gastgeber sogar einen Cowboyhut als Souvenir. So weit ging die texanische Diplomatie beim Besuch Merkels dann doch nicht.

Einigkeit im Atomstreit demonstriert

Die Visite war aber mehr als nur ein Zeichen der Verbundenheit. Bush und Merkel hatten eine lange Themenliste zu bearbeiten auf der der Atomstreit mit dem Iran ganz oben stand. In den vergangenen Wochen hatte Bush mit seinen Warnungen vor einem Dritten Weltkrieg Befürchtungen geschürt, er könnte zu einem Militärschlag ausholen. In Crawford schlug er wieder moderatere Töne an und überzeugte die Kanzlerin offenbar von seinem Willen, eine diplomatische Lösung zu finden. "Die Bedrohung durch das Nuklearprogramm des Iran ist ernst", sagte Merkel nach den Gesprächen. "Aber wir sind gemeinsam der Überzeugung, dass diese Bedrohung diplomatisch gelöst werden kann."

Merkel kam Bush entgegen, indem sie eine Einschränkung des deutschen Handels mit dem Iran in Aussicht stellte, falls Teheran weiter bei seiner harten Linie bleibt. Darüber wolle sie mit der deutschen Wirtschaft Gespräche führen.

Einen kleinen Erfolg konnte die Kanzlerin bei ihren Bemühungen um eine Reform des UN-Sicherheitsrats verbuchen: Sie konnte zumindest das Interesse des US-Präsidenten an dem Projekt wecken. "Angela hat heute einige gute Ideen vorgebracht", sagte er. Die deutsche Bewerbung um einen ständigen Sitz im wichtigsten Gremium der Vereinten Nationen unterstützte Bush allerdings nicht ausdrücklich. Er bleibe bei der langjährigen amerikanischen Position, nur für die japanische Kandidatur Stellung zu beziehen.

Mit der Einladung nach Texas revanchierte sich Bush für den Besuch in Merkels Wahlkreis um die Hansestadt Stralsund im vergangenen Jahr. An Symbolik sind die beiden Treffen wohl kaum zu überbieten. Die Wahl des nächsten Ortes für eine bilaterale Zusammenkunft dürfte deshalb schwierig werden. Vielleicht kehrt man einfach wieder zur Routine zurück und trifft sich wieder im Weißen Haus in Washington - oder zur Abwechslung mal im Berliner Kanzleramt. Dort hat Bush Merkel noch nie besucht.