Weltmeister Fernando Alonso hat sich mit seiner umstrittenen Boxenblockade selbst ausgebremst und Silberpfeil-Rivale Lewis Hamilton ungewollt den Weg zum Sieg beim Großen Preis von Ungarn freigemacht.

Budapest. Hinter dem britischen WM-Spitzenreiter, der trotz Problemen mit der Lenkung weiter Kurs auf den Titel hielt, machte Ferrari-Fahrer Kimi Räikkönen am Sonntag auf dem Hungaroring in Budapest als Zweiter Boden gut. Dritter wurde Nick Heidfeld im BMW-Sauber, der sich in den letzten Runden erfolgreich gegen die Attacken von Alonso zur Wehr setzte. Nachdem der Spanier nach der Qualifikation bestraft wurde und seine Pole Position wegen seines ungewöhnlich langen Boxenstopps an Hamilton verloren hatte, kam er im McLaren-Mercedes auf den vierten Rang.

"Ich bin nicht so wahnsinnig glücklich. Es ist enttäuschend, dass am Grünen Tisch solche Entscheidungen fallen. Wir hoffen, dass die Pause für Abkühlung sorgt", sagte Teamchef Ron Dennis. Während Hamilton zehn und Alonso fünf Punkte für das jeweils eigene Konto einfuhren, ging die auch noch in die Spionage-Affäre verwickelte McLaren-Mercedes-Mannschaft in der Teamwertung leer aus. Dies hatten die Rennkommissare als Strafe für Alonsos Hinhalte-Einlage in der Qualifikation gegen den eigenen Teamkollegen bereits vor dem Rennen beschlossen. Zudem durfte wegen des möglichen Einspruchs kein Team-Offizieller den Pokal bei der Siegerehrung entgegennehmen.

Die weiteren deutschen Piloten neben Heidfeld rundeten das mit Abstand beste Abschneiden des schwarz-rot-goldenen Formel-1-Quintetts in diesem Jahr ab. Ralf Schumacher raste als Sechster im Toyota ebenso in die Punkte wie Nico Rosberg im Williams als Siebter. Sebastian Vettel aus Heppenheim landete bei seinem ersten Rennen im neuen Toro-Rosso-Dienstwagen auf dem 16. Rang. Landsmann Adrian Sutil fuhr im Spyker auf Rang 17.

An der Spitze aber machte Hamilton zwei Wochen nach seinem ersten punktlosen Formel-1-Rennen wieder einen Schritt in Richtung Titel. "Es ist schön, nach diesem ereignisreichen Wochenende ganz oben zu stehen", sagte der 22-Jährige. Die Lenkprobleme hätten es für ihn zu einem "der härtesten Rennen" gemacht. "Ich bin dadurch auch ein wenig nervös geworden. Kimi saß mir im Nacken", meinte Hamilton. "Ich habe versucht Druck zu machen, aber es hat nicht geklappt", ärgerte sich Räikkönen.

Auch Heidfeld hielt sich seinen Verfolger erfolgreich vom Leib. "Sieben Runden vor Schluss hat er ein bisschen nachgelassen, aber bei Fernando kannst Du dir nie sicher sein", meinte der Mönchengladbacher, dessen Drei-Stopp-Strategie voll aufging. Landsmann Rosberg ärgerte sich im deutschen Duell dagegen "ein bisschen, dass Ralf noch vorbei gekommen" war.

In die kurze Sommerpause geht Hamilton als Führender in der Gesamtwertung. Der Engländer hat vor den letzten sechs Rennen 80 Punkten, Alonso 73. Dahinter folgen Räikkönen (60) und dessen Teamkollege Felipe Massa (59). Der Brasilianer ging diesmal leer aus. Heidfeld stockte sein Konto auf 42 Zähler auf.

In der Konstrukteurswertung konnte die Scuderia nicht so viel aufholen, wie sie es sich erhofft hatte. "Wenn man die Situation insgesamt betrachtet, kann man nicht glücklich sein", gab Teammanager Stefano Domenicali zu. McLaren-Mercedes führt trotz der Nullnummer mit weiterhin 138 Zählern, Ferrari hat 119.

Aufatmen dürfte derweil Alonso - zumindest ein wenig. "Solche Sachen passieren einfach mal", meinte der 26-Jährige zum Geschehen in der Qualifikation. Im Rennen habe er von seinem Startplatz bei den gegebenen Umständen von vornherein keine Chance auf den Sieg gehabt.

Den ersten Boxenreigen bei dem Rennen über 306,66 Kilometer 70 Runden à 4,381 Kilometer - eröffnete Heidfeld. Auch Rosberg und Alonso kamen an die Box, eine Runde später waren Hamilton sowie Räikkönen und Schumacher dran. Veränderungen an der Spitze gab es nach den ersten sogenannten Stints keine. Rivale Räikkönen machte im Rückspiel des Rookies zwar gewaltig Druck, kam aber nicht ran.

Auch nach dem zweiten Boxenstopp konnte Hamilton seine Führung vor Räikkönen verteidigen. Alonso konnte durch seinen zweiten Halt indes Ralf Schumacher hinter sich lassen, auch Rosberg fiel wieder zurück. Nach 1:35:52,991 Stunden überquerte Hamilton dann die Ziellinie. Räikkönens Rückstand betrug 0,715 Sekunden.