Der russische Präsident Wladimir Putin hat sein Kabinett aufgefordert, eine Reduzierung der Ölförderung zu erwägen. Beobachter werten dies als Anzeichen für einen längeren Stopp der russischen Öl-Zufuhr.

Moskau. Russland kann Rohöl nur in begrenztem Umfang verarbeiten. Sollten die Exporte aufgrund einer anhaltenden Blockade der "Druschba"-Pipeline zurückgehen, müsse auch die Förderung zurückgefahren werden, begründete Moskau die Anweisung des Präsidenten. Damit stellt sich Russland nun offenbar auf einen längeren Energiestreit mit Weißrussland ein, aus dem der Lieferstopp von Öl nach Mitteleuropa resultiert.

Zur Beilegung des Disputs reiste am Dienstag eine ranghohe Delegation unter Führung des weißrussischen Ministerpräsidenten Andrej Kobjakow nach Moskau. Aus Delegationskreisen verlautete allerdings, dass es nicht gelungen sei, die geplanten Verhandlungen mit russischen Regierungsvertretern aufzunehmen. Kobjakov hatte Gespräche ohne Vorbedingungen gefordert. Russland wollte dagegen erst verhandeln, wenn Weißrussland die angekündigte Transitgebühr für durch die Pipeline gen Westen geleitetes Öl zurückzieht.

Unklar bleibt unterdessen, welches Land für den Lieferstopp verantwortlich ist. Die Regierung in Minsk bestreitet, seine Pumpen abgestellt zu haben. Ebenso wenig habe Weißrussland, illegal Öl aus der Pipeline entnommen. Genau dies wirft Moskau Weißrussland jedoch vor und begründet damit, zur Einstellung der Erdöllieferung über die Pipeline "Druschba" gleichsam gezwungen worden zu sein.

Der Lieferstopp betrifft neben Deutschland vor allem die Ukraine und Polen. Die Bundesrepublik bezieht ein Fünftel seiner jährlichen Ölimporte aus der 3000 Kilometer langen Leitung.