Der anhaltende Stopp russischer Öllieferungen nach Mitteleuropa hat die Frage nach einer zuverlässigeren Energieversorgung aufgeworfen. Im Mittelpunkt der Diskussionen stand die Atomkraft. Zur Sprache kam auch der geplante Bau einer Ostseepipeline.

Frankfurt/Main. Im ARD-Morgenmagazin sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Deutschland brauche einen umfangreichen und ausgewogenen Energiemix. Es sei klug, sich nicht einseitig von Lieferanten abhängig zu machen. "Deshalb muss man sich natürlich auch überlegen, was für Folgen es hat, wenn wir Kernkraftwerke abschalten." CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer sagte im Bayerischen Rundfunk, Atomenergie sei "als Brückenbauer nötig, bis wir mit anderen Energiearten so weit sind."

SPD und Grüne betonten am Dienstag dagegen den fehlenden Bezug zwischen dem Stopp der russischen Öl-Lieferungen und der dadurch entfachten Energie-Diskussion. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Michael Müller (SPD), sagt dem Sender N24, dass Deutschland nur 1,7 Prozent seines Stroms aus Öl erzeuge. Der stellvertretende Grünen-Vorsitzende und ehemalige Umweltminister, Jürgen Trittin, sagte: "Mit Uran kann man keine Häuser und Fabriken beheizen und keine Autos betanken."

Unterdessen arbeitet das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) mit Hochdruck am Genehmigungsverfahren für die Erdgas-Ostseepipeline von Russland nach Deutschland. Die Pipeline soll russisches Erdgas durch die Ostsee unter Umgehung anderer Länder direkt nach Deutschland bringen. BSH-Präsident Peter Ehlers sprach am Dienstag in Hamburg aufgrund des geplanten Ferstigstellungs-Termins im Jahr 2010 allerdings von einem "gewaltigen Zeitdruck". Dieser wird durch das langwierige Genehmigungsverfahren für das Projekt derzeit noch erhöht.

Schätzungen zufolge wird die Pipeline bis zu sechs Milliarden Euro kosten. Sie soll zunächst 27,5 Milliarden Kubikmeter Gas liefern. Später soll die Kapazität verdoppelt werden. Als Anlandepunkt in Deutschland ist Lubmin am Greifswalder Botten vorgesehen. Der russische Gaskonzern Gazprom hält 51 Prozent an dem Projekt, auf deutscher Seite sind die E.ON-Tochter Ruhrgas und die BASF-Tochter Wintershall beteiligt.