Die Hamburger Schulboykotteure haben sich mit ihren sechs Kindern aus der Hansestadt abgesetzt. Den Eltern, die ihre Kinder aus religiösen Gründen vom Schulbesuch fernhalten, droht der Entzug des Sorgerechts.

HAMBURG. Die Hamburger Schulboykotteure, die ihre Kinder aus religiösen Gründen nicht zur Schule schicken, haben sich mit ihren sechs Kindern mit einem Wohmobil aus der Hansestadt abgesetzt. Das Ehepaar unterrichtet seine drei schulpflichtigen Töchter zu Hause, weil es einen schlechten Einfluss der öffentlichen Schulen fürchtet.

"Sie sind aus Hamburg weggefahren", bestätigte Armin Eckermann, Rechtsanwalt und Vorsitzender des Vereins "Schulunterricht zu Hause", am Montag der dpa. Zu den weiteren Plänen der Familie wollte er nichts sagen. Der Verein aus Dreieich bei Frankfurt/Main unterstützt die bibeltreuen Schulverweigerer.

Die strenggläubige Familie kämpft seit Jahren gegen die Schulpflicht und war damit auch vor dem Bundesverfassungsgericht unterlegen. Weder Geldstrafen noch Erzwingungshaft gegen den 44-jährigen Vater brachte das Paar aber bisher dazu, die drei schulpflichtigen Töchter zur Schule zu lassen.

Die Bildungsbehörde droht daher nun mit dem Entzug des Sorgerechts. "Unser Antrag auf Sorgerechtsentzug läuft", sagte der Sprecher der Bildungsbehörde, Alexander Luckow, am Montag. Jetzt sei das Familiengericht am Zug. Er gehe davon aus, dass es in den nächsten Tagen eine Entscheidung geben werde, sagte Luckow. Sollte das Gericht einen Sorgerechtsentzug zur Durchsetzung der Schulpflicht anordnen, könne man den Beschluss notfalls auch im europäischen Ausland durchsetzen, sagte Luckow.

Am 6. September sollen die Hamburger Schulboykotteure im Rahmen eines Berichts über "Homeschooler" bei Stern-TV auftreten. Die Mitbegründerin des deutschen Vereins "Schulunterricht zu Hause" soll die Eltern juristisch beraten. Der Verein soll Verbindungen zu christlich-fundamentalischen Organisationen in den USA haben.