Nach mehr als einem Monat Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hisbollah schweigen seit 7 Uhr erstmals die Waffen. Unmittelbar nach Inkrafttreten der Waffenruhe machten sich Tausende Flüchtlinge im Südlibanon auf dem Weg nach Hause. Außenminister Steinmeier reist abermals in Nahen Osten.

TEL AVIV / BEIRUT. Im Libanon-Konflikt ist am Montagmorgen um 7 Uhr MESZ eine Waffenruhe in Kraft getreten. Damit sollen die Feindseligkeiten zwischen Israel und der radikalislamischen Hisbollah nach mehr als einem Monat enden. Unmittelbar nach Inkrafttreten der Waffenruhe war es nach ersten Angaben aus Tel Aviv und Beirut ruhig.

Nach Beginn der Waffenruhe im Südlibanon haben sich Tausende Flüchtlinge auf den Heimweg begeben. Auf der Hauptroute in die südlichen Gebiete unweit der Hafenstadt Sidon stauten sich die Autos mit Menschen, die in ihre Dörfer zurückkehren wollten. Viele von ihnen waren mit Heimkehrern und Habseligkeiten überladen. Die israelische Luftwaffe überflog weiterhin das Gebiet, es wurden jedoch keine Angriffe gemeldet. Am Morgen war die von den Vereinten Nationen geforderte Waffenruhe in Kraft getreten, die israelische Armee begann nach eigenen Angaben mit dem Abzug ihrer Truppen.

Die israelische Regierung hatte bereits in der Nacht zuvor ihre Streitkräfte angewiesen, von etwa 2 Uhr Ortszeit (1 Uhr MESZ) an nur noch zur Selbstverteidigung von ihren Waffen Gebrauch zu machen, berichtete die israelische Zeitung "Haaretz" in ihrer Internetausgabe.

Die Waffenruhe ist Teil einer Resolution des Weltsicherheitsrats, die außerdem vorsieht, dass libanesische und internationale Truppen anstelle der Israelis und der Hisbollah in den Südlibanon einrücken. Die israelische und die libanesische Regierung billigten am Wochenende die Uno-Resolution und die Waffenruhe.

Etwa zwei Stunden vor dem Inkrafttreten der Waffenruhe warf Israel am Montag Flugblätter über Beirut ab, in denen vor Vergeltungsschlägen für Angriffe auf Israel aus dem Libanon gewarnt wurde. Am Sonntag waren der Waffenruhe noch heftige Angriffe vorausgegangen. Bei Kämpfen im Südlibanon starben fünf israelische Soldaten, 20 weitere wurden verletzt. Im Libanon wurden bei israelischen Angriffen 18 Zivilisten und vier Soldaten getötet. Die Hisbollah feuerte am Sonntag über 250 Raketen auf Nordisrael ab. Ein älterer Israeli wurde bei einem Volltreffer seines Hauses getötet, Dutzende Menschen erlitten Verletzungen.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) bricht nur wenige Stunden nach Beginn der Waffenruhe im Libanon zu seiner dritten Nahost-Reise innerhalb von vier Wochen auf. Dabei will er diesmal auch Syrien besuchen, wo er am Dienstag mit Präsident Baschar al-Assad und Außenminister Walid al-Muallem zusammentrifft, teilte das Auswärtige Amt in Berlin mit. Die erste Station seiner Reise ist am Montagabend Jordanien. Am Mittwoch besucht Steinmeier zudem Saudi-Arabien. Der Minister war erst in der vergangenen Woche zu Gesprächen in Beirut und Jerusalem.