Der Sohn des bekannten israelischen Erzählers David Grossmann ist kurz vor Beginn der Waffenruhe getötet worden. Eine Hisbollah-Rakete traf den Panzer des 20 Jahre alten Feldfebels Uri Grossmann. Der Publizist und Schriftsteller hatte noch am 6. August in einem offenen Brief zur “Beendigung des Krieges und des gegenseitigen Blutvergießens“ aufgerufen.

TEL AVIV. Für den israelischen Erzähler und Publizisten David Grossmann hat der Libanon-Krieg noch kurz vor der in Kraft getretenen Waffenruhe eine persönlich tragische Wende genommen. Sein 20-jähriger Sohn Uri, der als Feldwebel in der israelischen Armee diente, kam im Südlibanon ums Leben, als sein Panzer von einer Hisbollah-Rakete getroffen wurde. Das bestätigte das israelische Militär am Sonntag. Seine Einheit war an der letzten israelischen Offensive beteiligt, deren Ziel es war, der radikal-islamischen Hisbollah-Miliz noch vor der Waffenruhe möglichst viel Terrain im Südlibanon abzugewinnen.

David Grossman, Jahrgang 1954, gehört zu den bedeutendsten Erzählern der israelischen Gegenwartsliteratur. Seine Romane, Sach- und Kinderbücher wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt. Im deutschen Hanser Verlag erschienen von ihm beispielsweise der Roman "Stichwort: Liebe" (1991), die Essaysammlung "Diesen Krieg kann keiner gewinnen. Chronik eines angekündigten Friedens" (2003) und der Novellenband "Das Gedächtnis der Haut" (2004).

Als zur Differenzierung mahnender Publizist setzt sich Grossmann für den Dialog zwischen Israelis und Palästinensern ein. Die israelischen Angriffe auf den Libanon nach der Entführung zweier israelischer Soldaten durch die Hisbollah am 12. Juli hatte Grossmann zunächst unterstützt. Mit dem Voranschreiten der Militäraktionen rief er allerdings dezidiert zu deren Beendigung auf. Am 6. August hatte er zusammen mit den Schriftstellern Amos Oz und A. B. Yehoshua in der Zeitung "Haaretz" einen viel beachteten Offenen Brief veröffentlicht, der der Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe Nachdruck verleihen sollte. "Es gibt keine Berechtigung, beiden Seiten weiteres Leid und Blutvergießen zuzufügen", hieß es darin.