Ausdruck des christlichen Liebesbegriffs

HAMBURG/ROM. Papst Benedikt XVI. beginnt seine erste Enzyklika mit dem Bibelwort "Gott ist die Liebe", lateinisch "Deus Caritas est". Im allgemeinen Sprachgebrauch wird unter Caritas Nächstenliebe und Fürsorge verstanden, das internationale katholische Hilfswerk Caritas setzt sich beispielsweise für konkrete Hilfe in Katastrophenfällen ein oder bei der Altenversorgung etwa mit "Essen auf Rädern".

Der biblische Gebrauch des Begriffs Caritas greift aber weit über den sozialen Aspekt hinaus, wie der Neutestamentler Prof. Hans-Jürgen Findeis (Bonn) erläutert. Da das Neue Testament ursprünglich auf Altgriechisch verfaßt wurde, mußte es ins Lateinische übersetzt werden. Dabei wurde der ursprüngliche Wortsinn des lateinischen Begriffs erweitert um die verschiedenen Dimensionen des christlichen Liebesbegriffs.

Im Altgriechischen gibt es mehrere Begriffe für Liebe: Eros für die körperliche Liebe, Philia bedeutet Freundschaftsliebe und Agape steht dafür, daß Gott zuerst seine Liebe den Menschen geschenkt hat. Gott hat nach christlicher Überzeugung seinen Sohn Jesus Christus am Kreuz den Opfertod sterben lassen, um die Sünden der Welt zu sühnen. Agape bedeutet also eine spirituelle, metaphysische Form der Liebe in Abgrenzung zu Eros und Philia.

Im Sakrament der Eucharistie wird diese Hingebung Gottes nach katholischer Sicht jedes Mal neu erlebt. Umgekehrt verpflichtet diese Erfahrung zu selbstloser Liebe jedes Christen. In den ersten Christengemeinden diente der Begriff Agape zur Bezeichnung eines Liebesmahls. Die Agape wurde oft mit der Eucharistie verbunden. Heute wird ein Agape-Mahl meist nur noch am Gründonnerstag als schlichtes Mahl gefeiert. Der Begriff Caritas soll also die unauflösbare Verknüpfung von Gottes- und Nächstenliebe als zentrales Gebot des Christentums ausdrücken.