BREMEN. Bislang agierte er eher unauffällig aus der zweiten Reihe der Bremer Landespolitik. Mit seiner Wahl zum Regierungschef des kleinsten Bundeslandes tritt Jens Böhrnsen nun ins politische Rampenlicht. Seit heute trägt der 56 Jahre alte SPD-Politiker offiziell die Titel "Präsident des Senats" und "Bürgermeister". Wie sein Vorgänger Henning Scherf (SPD) hat Böhrnsen auch die Ämter des Justizsenators und des Senators für kirchliche Angelegenheiten übernommen.

Der Bremer Öffentlichkeit ist Böhrnsen bislang wenig aufgefallen. Man gibt sich medienkritisch: "Ich habe mich auf keinen Bagger gesetzt, um ein schönes Foto in der Presse zu bekommen", so Böhrnsen. Als Fraktionschef gehörte Böhrnsen jedoch schon länger zu den einflussreichen Strippenziehern an der Weser.

Böhrnsen wurde 1949 in Bremen geboren. Schon seine Eltern waren Sozialdemokraten und Gewerkschafter. Sein Vater, ein Werftarbeiter, wurde dafür von den Nationalsozialisten für vier Jahre ins Gefängnis geworfen. "Das hat mich entscheidend geprägt", sagt Böhrnsen, der selbst Vater von zwei inzwischen erwachsenen Kindern ist.

Mit Bremen ist Böhrnsen tief verwurzelt. Verlassen hat er seine Heimatstadt nur für ein Jurastudium in Kiel und Hamburg. 1977 kehrte er zurück, wurde erst Assessor in der Landesverwaltung, ein Jahr später war er Richter.

1967 trat Böhrnsen in die SPD ein, 1995 wurde er erstmals in die Bürgerschaft gewählt. Seit 1999 ist er Vorsitzender der SPD-Fraktion. In der Partei ist er beliebt, auch weil er - anders als Scherf - bisweilen die CDU scharf anging. Wenn er etwa CDU-Senatoren "Illoyalitäten und Profilierungsgelüste" vorwarf, kam dies besonders bei jenen Genossen gut an, die statt der großen Koalition lieber ein rot-grünes Regierungsbündnis in Bremen hätten.

Damit punktete Böhrnsen auch im SPD-internen Wahlkampf um Scherfs Nachfolge gegen seinen Konkurrenten Willi Lemke. Böhrnsen, dem nachgesagt wird, daß er mit Rot-Grün zu liebäugele, hat jedoch in den vergangenen Wochen immer wieder deutlich gemacht, daß er an der Koalition mit der CDU bis zur Wahl 2007 festhalten wolle.