Jens Böhrnsen wird neuer Regierungschef in Bremen.

Der 56 Jahre alte Sozialdemokrat Jens Böhrnsen ist neuer Regierungschef des Landes Bremen. Die Bürgerschaft hat den bisherigen SPD-Fraktionsvorsitzenden am Dienstag zum Nachfolger des zurückgetretenen Regierungschefs Henning Scherf (SPD) gewählt. Böhrnsen hatte keinen Gegenkandidaten. Auf ihn entfielen 62 Stimmen. SPD und CDU, die das Bundesland seit 1995 in einer großen Koalition regieren, verfügen im Landesparlament zusammen über 69 von 83 Sitzen.

Scherf hatte Ende September nach zehn Jahren im Amt überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Er fehlte am Dienstag in der Bürgerschaft, weil er noch bis Anfang kommender Woche einen lange geplanten Urlaub in Israel verbringt. Zur Suche seines Nachfolgers hatte die SPD eine Mitgliederbefragung veranstaltet, bei der sich auch der amtierende Bildungssenator Willi Lemke zur Wahl stellte. Diese hatte Böhrnsen mit 72 zu 27 Prozent deutlich für sich entschieden. Die CDU, die das kleinste Bundesland seit 1995 gemeinsam mit der SPD regiert, hatte bereits im Vorfeld zugesagt, den 56-Jährigen geschlossen zu unterstützen.

Vor der Wahl Böhrnsens forderte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Karoline Linnert in einer kurzen Debatte die große Koalition auf, den Übergang von Scherf zu Böhrnsen zu einem "Kurswechsel" zu nutzen. Nötig sei "zu allererst eine seriöse Haushaltspolitik". Bildung und Wissenschaft müßten Schwerpunkte werden. Einsparungen dürften nicht mehr einseitig den Sozialbereich treffen.

Auch der SPD-Abgeordnete und Landesvorsitzende Carsten Sieling betonte, beim nötigen Sparkurs müsse es "eine Gerechtigkeit in der Lastenteilung" geben. Henning Scherf werde als "großer Bürgermeister" in die Geschichte eingehen. "Nach einem solchen Rücktritt muß es einen richtigen Neuanfang geben", meinte Sieling.