Hamburg. Ein Unbekannter hat einen anderen Mann an der U-Bahn-Station St. Pauli ins Gleisbett gestoßen. Das Opfer brach sich dabei die Hüfte.

Der 55 Jahre alte Kölner war Mitte August 2018 zu Besuch in Hamburg, ein ganz normaler Tourist. Am 19. August kurz nach 1 Uhr nachts stand er in der U-Bahn-Station St. Pauli am Bahnsteig, um für ein Fotobuch ein Bild von der einfahrenden Bahn zu machen, als ein Unbekannter ihn plötzlich und ohne erkennbaren Grund ins Gleisbett stieß. Offenbar hatte sich der Täter zuvor mit einem anderen Mann geprügelt – so schilderte es der Betroffene jedenfalls später dem Abendblatt.

„Zwei junge Männer retteten mich sofort aus den Gleisen“, so der 55-Jährige. Er habe schwere Verletzungen davongetragen, darunter einen mehrfachen Hüftschalenbruch, einen Schambein-, Rippen- und Schulterblattbruch. Fünf Stunden hätten die Ärzte im AK St. Georg benötigt, um ihn „wiederherzustellen“.

Erst jetzt, sieben Monate nach der Tat, darf die Polizei mit einem Foto nach dem mutmaßlichen Täter fahnden, der nach dem Vorfall flüchtete. Grund: Bevor die Staatsanwaltschaft einen richterlichen Beschluss zur Öffentlichkeitsfahndung bekam, mussten alle internen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um den Gesuchten zu ermitteln. Grund sind die Persönlichkeitsrechte des Mannes.

Auch Filmemacherin Treut erlitt einen Beckenbruch

„Es ist einfach unverständlich, wie ein derartig wichtiges Instrument zur Identifizierung eines Täters so schlecht genutzt werden kann“, sagt Jo­achim Lenders, Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft. „Liest man den Gesetzestext, stellt man fest, dass er auch anders ausgelegt werden könnte. Wenn die dafür zuständigen Stellen dazu nicht fähig sind, ist der Gesetzgeber gefordert, hier eine klarere Fassung zu formulieren.“

Fälle, wie im U-Bahnhof St. Pauli gab es in Hamburg immer wieder. Am 1. November vergangenen Jahres wurde die Hamburger Filmemacherin Monika Treut im S-Bahnhof Sternschanze von einer psychisch kranken Frau ins Gleisbett gestoßen. Zwei Augenzeugen retteten Treut. Auch sie hatte durch den Sturz einen Beckenbruch erlitten.

Bundesweit hatte der 2005 abgeschobene Ugur I. für Aufsehen gesorgt. Er hatte im S-Bahnhof Reeperbahn eine junge Frau grundlos in Richtung einer einfahrenden S-Bahn geschubst. Nur weil deren Freundin geistesgegenwärtig reagierte und sie festhielt, stürzte sie nicht vor den Zug. Zum jetzt veröffentlichten Foto sucht die Polizei Zeugen. Sie möchten sich unter Telefon 040 428 6-5 67 89 melden.