Drei Organisten über eine besondere Berufswahl, die schönsten Weihnachtslieder und schräge Musikwünsche.

Julia Götting ist Kantorin und Organistin in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Ansgar in Hamburg-Langenhorn

Die Organistin Julia Götting an der Orgel von St. Ansgar
Die Organistin Julia Götting an der Orgel von St. Ansgar © Roland Magunia/Hamburger Abendblatt | Roland Magunia/Hamburger Abendblatt

Warum sind Sie Organistin geworden, was hat Sie daran gereizt?

Für mich ist Kirchenmusik die ideale Verbindung von Glaube und Musik. An der Orgel generell fasziniert mich die immer wieder neue Möglichkeit, Klangfarben zu mischen. Jede Orgel klingt doch mit jedem Organisten wieder ein bisschen anders.

Auf was für einer Orgel spielen Sie derzeit, was ist das Besondere an ihr?

Ich spiele an einer Orgel, die von Hans Henny Jahnn geplant und von der Firma Furtwängler und Hammer in Hannover gebaut worden ist. Hans Henny Jahnn war neben seinem Leben als Schriftsteller sehr orgelbegeistert und hatte sehr genaue und manchmal großartig eigenwillige Klangvorstellungen von verschiedenen Registern. Er hat genaue Pläne gemacht, wie zum Beispiel Pfeifen auszusehen haben. Das macht die Orgel in der Ansgarkirche in besonderer Weise einzigartig.

Auf welcher Orgel wollten Sie schon immer mal spielen und warum?

Abgesehen von den großen und damit auch berühmten Orgeln wie im Michel, in der Elbphilharmonie oder auch St. Jacobi finde ich auch die kleinen, alten Orgeln toll, zum Beispiel in Reinhardtsgrimma in Sachsen. Die wurde 1731 von Gottfried Silbermann erbaut, und durch sie weht der Atem der Geschichte.

Hier spielen die Organisten ihre Lieblingslieder zu Weihnachten

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Wer sucht zum Gottesdienst die Lieder aus?

In meiner Gemeinde machen entweder die Pastoren Liedvorschläge, über die ich drüberschaue und die ich gegebenenfalls verändere, oder wir planen gemeinsam den Gottesdienst.

Was war der außergewöhnlichste Musikwunsch, den Sie einem Brautpaar, Pfarrer, Eltern etc. erfüllt haben?

Das Lied „Seven Nation Army“ von der Band The White Stripes.

Was ist für Sie das schwierigste Stück auf der Orgel?

Oh, das hängt ja abgesehen von meinen persönlichen Fähigkeiten auch von der Spielbarkeit auf meinem Instrument ab. Da fallen die großen romantischen Stücke, die Choralfantasien von Reger, raus. Meine Orgel ist eher für Frühbarock, Barock und vielleicht noch Mendelssohn geeignet. Moderne geht auch.

Welches Weihnachtslied ist Ihr Lieblingsstück und warum?

Ich liebe das Adventslied „Die Nacht ist vorgedrungen“ von Jochen Klepper, die Melodie ist von Johannes Petzold.

You'll never walk alone

Kantor Igor Zeller in der Ottensener Christianskirche
Kantor Igor Zeller in der Ottensener Christianskirche © Roland Magunia/Hamburger Abendblatt

Igor Zeller ist Kantor und Organist bei der Kirchengemeinde Ottensen und spielt die Orgel in der Christianskirche. Seit seinem 14. Lebensjahr spielt er Orgel, hauptberuflich seit 19 Jahren.

Warum sind Sie Organist geworden?

Mich haben als Kind einfach die Größe des Instruments und der mächtige Klang fasziniert. Mittlerweile liebe ich die sanften Töne der Orgel noch mehr.

Auf was für einer Orgel spielen Sie derzeit, was ist das Besondere an ihr?

Ich spiele auf einer Barock-Orgel, die historische Pfeifen von 1746 hat, die aber seitdem oft umgebaut wurde. 2003 wurde aus den verschiedenen Einflüssen ein neues Großes und Ganzes gemacht. Seitdem hat die Orgel einen wunderbar leichten und dennoch warmen Klang, der von Bach bis Mendelssohn passt.

Auf welcher Orgel wollten Sie schon immer mal spielen und warum?

Auf der Orgel im Altenberger Dom bei Köln. Sie klingt unglaublich schön im gotischen Raum und hat wunderbare Farben. Und sie hat einen zweiten Spieltisch unten im Kirchenraum. Da kann man die Orgel einmal genauso schön hören wie sonst nur die Gemeinde.

Wer sucht zum Gottesdienst die Lieder aus, Sie oder der Pastor?

Das machen wir gemeinsam. Der Gottesdienst ist ja ein Gesamtkunstwerk.

Was war der außergewöhnlichste Musikwunsch, den Sie einem Brautpaar, Pfarrer, Eltern erfüllt haben?

„You’ll never walk alone“ von Gerry and the Pacemakers. Die Brautleute waren St.-Pauli-Fans. Und die ganze Kirche hat gesungen. Ich auch, ziemlich laut – darum war ich am Tag danach heiser.

Was ist für Sie das schwierigste Stück auf der Orgel?

Das nächste ist immer das Schwierigste. Im Moment sind es die 4. Orgelsonate von Felix Mendelssohn und der 94. Psalm von Julius Reubke.

Welches Weihnachtslied ist Ihr Lieblingsstück und warum?

„Fröhlich soll mein Herze springen“ von Paul Gerhardt. Dieses Lied tanzt und taumelt und springt und jubelt atemlos.

Wo Johann Sebastian Bach schon gespielt hat

Gerhard Löffler
Gerhard Löffler © G2 Baraniak, g2.de

Seit mehr als zehn Jahren ist Gerhard Löffler Organist, seit rund drei Jahren ist er in der Hauptkirche St. Jacobi hauptberuflich als Kantor und Organist tätig.

Warum sind Sie Organist geworden?

Seit meinem ersten Gottesdienst, den ich als kleiner Junge erleben durfte, faszinierte mich die Orgel. Sie war so groß, und es erklangen viele verschiedene Töne. Ich bekam Orgelunterricht, vertrat den heimischen Kantor und war Preisträger bei „Jugend musiziert“. Von da an war der Weg vorgezeichnet.

Auf was für einer Orgel spielen Sie derzeit?

In der Hauptkirche St. Jacobi steht mit der Arp-Schnitger-Orgel die größte in ihrem klingenden Bestand erhaltene Barockorgel norddeutschen Typs. Ihre ältesten Teile gehen auf die Reformationszeit zurück; das ist unglaublich; die sind über 500 Jahre alt. Auf dieser Orgel hat Johann Sebastian Bach schon zu seiner Zeit gespielt.

Welche Werke spielen Sie bevorzugt?

Das Repertoire reicht von den Anfängen der Orgelmusik um 1500 über Johann Sebastian Bach und die Romantik bis zur Orgelmusik unserer Tage. An zeitgenössischer Musik wähle ich im Gottesdienst Werke, die man ohne didaktische Aufbereitung spielen kann, zum Beispiel die Hindemith-Sonaten oder das Frühwerk von Messiaen. In den Konzerten „30-Minuten-Orgelmusik“ am Donnerstag spiele ich Stücke, die die Hörenden ohne Einführung verstehen; angesichts eines Publikums, in dem Menschen sitzen könnten, die zum ersten Mal Orgelmusik oder klassische Musik hören.

Was war der außergewöhnlichste Musikwunsch, den Sie erfüllt haben?

Außergewöhnlich war der Wunsch eines Paares zu seiner Trauung: „Wenn wir in höchsten Nöten sind“ aus dem Orgelbüchlein von J. S. Bach. Ich hoffe, dass das Paar noch zusammen ist.

Was ist für Sie das schwierigste Stück auf der Orgel?

Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Jedes Stück ist während seines Aufführens gerade das schwierigste; da liegt der ganze Fokus auf diesem Werk und auf der Schönheit dieser Musik.

Welches Weihnachtslied ist Ihr Lieblingsstück und warum?

„Vom Himmel hoch, da komm ich her“ ist mein liebstes Weihnachtslied. Johann Sebastian Bach hat darüber fünf Variationen komponiert, die sehr virtuos zu spielen sind und von großartiger Kompositionstechnik zeugen. Ganz toll!