Einfache Verabredungen? Gibt’s nicht mehr. In Zeiten, in denen jeder Termin generalstabsmäßig und auf keinen Fall unter einer Frist von vier Monaten im Voraus in den Familienkalender eingetragen werden will, sind spontane Treffen vom Aussterben bedroht. Wenn man dann noch einen hippen Szenestadtteil sein Zuhause nennt, in dem sowieso ein Happening das nächste jagt, alle dauernd wie verrückt Sport machen und jeder Pups immer auch viel besonderer sein soll als, sagen wir, in Curslack, ist ein impulsives Feierabendbier im Prinzip ausgeschlossen.

Nico Binde
Nico Binde © HA

Wir haben da zum Beispiel diesen Stadtteilstammtisch, für den man sich schon einiges einfallen lassen muss, um wenigstens drei freizeitverwöhnte Szenestadtteilbewohner unter ihren hübschen, überteuerten Stuckdecken hervorzulocken. Deshalb werden Einladungen wie diese verschickt: „Liebe Freunde, wir leben in Zeiten, in denen man modernen Großstadt-Hipstern wie euch nicht ständig das gleiche alte Zeugs vorsetzen kann. Ihr wollt den heißeren Scheiß, ihr bekommt ihn. Das nächste Treffen unseres Dilettanten-Stadls (Wed, May 23., 7.30 pm – save it, Baby, save it) wird daher dreigeteilt. A: Urban Power Stjalking (Jogging, Talking, Walking, Stalking), anschließend Brocco-Shakes im Vegan Life Club. B: Thematischer Schweigekreis im Raum der Stille (Krypta der Katharinenkirche). C: 70er-Jahre-Stammtisch mit Bier, Kümmel und Speisen reich an tierischen Eiweißen und mehrfach gesättigten Fettsäuren. Schickt also eine Mail mit A, B oder C an mich. Ihr könnt es auch bei Instagram hochladen, es via Facebook mitteilen, twittern, dudeln oder eine ausreichend frankierte Postkarte absenden. Mailen müsst ihr aber trotzdem.“

¯\_(ツ)_/¯ Tja, was soll man da machen? Wegziehen? Freiwillig vereinsamen? Sich verleugnen lassen? Andererseits: Chillen in der Krypta? Ich bringe Smoothies mit!