Hamburg. Die ermordete Mutter hinterlässt vier Söhne. Der jüngste musste mit ansehen, wie seine kleine Schwester starb.

Es ist die entsetzliche Folge einer bestialischen Tat: Während die Hintergründe des Doppelmordes am Jungfernstieg immer klarer werden, müssen vier Söhne im Alter zwischen drei und 15 Jahren ohne ihre getötete Mutter und ihre kleine, erst ein Jahr alte Schwester aufwachsen. Laut Sozialbehörde hat das Wohl der Kinder höchste Priorität: „Sie erhalten alle Hilfe, die sie brauchen.“

Der drei Jahre alte Sohn der ermordeten Sandra P. (34) hatte am Donnerstag mit ansehen müssen, wie der 33 Jahre alte Mourtala M. seine Ex-Freundin und ihr gemeinsames Kind am S-Bahnsteig der Haltestelle Jungfernstieg mit einem Messer tötete. Wie inzwischen bekannt wurde, war auch der neue Lebensgefährte der Ermordeten am Tatort.

Er floh jedoch offenbar in Panik vor dem Täter und ließ den kleinen Jungen in einem Buggy zurück. Der Dreijährige wurde in einem Kinderschutzhaus untergebracht und benötigt intensive psychologische Hilfe. Die übrigen drei Söhne übernachteten zunächst bei einer ihnen „vertrauten Person“, wie es aus der Sozialbehörde hieß. Dort sollen sie auch auf eigenen Wunsch hin bis auf Weiteres leben, zusätzlich stehen Experten zur psychologischen Betreuung im Krisenfall bereit.

Ein Richter erließ am Freitag Haftbefehl gegen Mourtala M. wegen Mordes, der Mann ist geständig. Nach Abendblatt-Recherchen stritt er seit Langem mit Sandra P. um ihre gemeinsame Tochter und drohte ihr mit dem Tod, wenn sie ihm kein gemeinsames Sorgerecht zubilligte. Mourtala A. soll der Frau auch mehrmals gefolgt und unangekündigt an ihrer Wohnungstür erschienen sein, um seine Tochter sehen zu können. Er wollte einen unbegleiteten Umgang mit dem Mädchen.

Jugendamt schon seit Jahren involviert

Die getötete Sandra P., die aus Mecklenburg-Vorpommern stammt und mit allen fünf Kindern als Alleinerziehende zusammengelebt haben soll, wurde schon seit Jahren vom Jugendamt betreut und stellte im Januar Strafanzeige gegen ihren Ex-Freund. Ein Familiengericht veranlasste im März, dass sich der Afrikaner aus dem Niger einem Anti-Aggressionstraining unterziehen und jeder persönliche Kontakt zwischen Vater und Mutter unterbleiben solle. „Die Mutter hatte Angst“, sagte ein Gerichtssprecher.

Die lange Vorgeschichte eines Doppelmordes

Nach einer erneuten Anhörung vor dem Familiengericht St. Georg, bei der Mourtala A. klargemacht wurde, dass er kein gemeinsames Sorgerecht für die Tochter erhalten würde, kam es offenbar aus verletzten Gefühlen zu der Tat. Sein Aufenthaltstitel endet im Sommer 2019. Auch viele Zeugen des Doppelmordes am Jungfernstieg sind schwer belastet. Die Tat entfachte zudem eine Diskussion in der Politik über tödliche Angriffe mit Messern in Hamburg.