Da will man nur Brötchen kaufen an einem Sonntagmorgen, um der Schwiegermutter in spe etwas Gutes zu tun, und dann das: Noch bevor man einen Fuß in die Bäckerei gesetzt hat, schallt es einem entgegen. Bumm, bumm, bumm, 180 bpm (Beats pro Minute). Techno-Mucke im Brötchen-Bunker! In den 90ern hatte das unselige Gedröhne seine Hochphase, die Leute ruckten und zuckten bei Stroboskoplicht wie eine Bildstörung über die Tanzfläche und bliesen in die Trillerpfeife, wenn die Droge endlich wirkte. In den 90ern! Ist das hier also Retro, oder kann das weg?

Nicht einmal diese vermeintliche Oase der eigentlich geruhsam vor sich hin gärenden Getreide- und Hefeprodukte bietet einem noch Muße. Und wie man so in der Warteschlange steht, während die Musik mit ihren pumpenden Bässen so laut aufgedreht ist, dass der Kopf schwirrt und sich eine Art verspätete Morgenübelkeit in der Magengrube zusammenbraut, denkt man ernsthaft darüber nach, wie es denn wäre, der Bäckerei-Bedienung im Stil der Über-Hymne aller Techno-Prolls „Faster! Harder! Scooter“ (1995) ein fröhliches „Brötchen! Kaffee! Kuchen“ (2018) entgegenzuschreien.

Nee, lieber nicht. Vermutlich steht die Bedienung angesichts dieser Dauerbeschallung ohnehin kurz vor dem Kollaps. Ich bestelle „sechs Brötchen und zwei Ohrstöpsel, bitte!“