Müde, matt und ausgelaugt. Die Stimmung im Keller, der Hormonhaushalt durcheinander, die Leistungskurve kaum mehr messbar. Seit gut 24 Stunden fühlen sich etwa 20 Millionen Bundesbürger so. Mindestens ein Viertel der Deutschen, allesamt extrem empfindsame Gemüter, leiden Höllenqualen, weil der Biorhythmus durch einen schnöden Verwaltungsakt einmal mehr aus den Fugen geraten ist: Seit der vergangenen Sonntagnacht werden sie dazu gezwungen, für ein halbes Jahr bis zum letzten Sonntag im Oktober in einem Paralleluniversum zu leben.

Ich bin also nicht allein. Aber die Befürworter der Sommerzeit halten starrsinnig am künstlichen Dauer-Jetlag fest, weil selbst 20 Millionen Menschen in unserem Land bloß als unbedeutende Minderheit zählen. Und weil 4,2 Millionen Milchkühe, denen jetzt wieder die Milch in den Eutern schmerzhaft gerinnt, ebenfalls keine Lobby haben.

Überlegen Sie doch mal: Wieso haben nur die Allerwenigsten seit der Wiedereinführung der Sommerzeit vor nunmehr 38 Jahren (!) kapiert, dass Uhrzeiger um eine Stunde vorgestellt werden müssen, obwohl wir alle ab Mitte März eines jeden Jahres stets einem medialen Trommelfeuer zur Sommerzeit ausgesetzt sind? So, als ob wir schwer von Begriff wären! Das geschieht selbstverständlich im Auftrag von „denen da oben“.

Die wissen ganz genau, dass Menschen die Dinge und Sachverhalte, die sie eigentlich total ablehnen, nicht verinnerlichen können. Und sagen Sie bloß, Ihnen ist nicht aufgefallen, dass sogar die alljährliche Invasion der Nacktschnecken seit der Wiedereinführung der Sommerzeit um 70 Prozent zugenommen hat. Tja. Das kommt eben davon, wenn man ein seit Milliarden Jahren bewährtes Evolutionssystem stümperhaft zu manipulieren versucht, bloß um ein paar Kilowatt Strom zu sparen (der in Wahrheit im Überfluss vorhanden ist).

Ich für meinen Teil habe daher beschlossen, die Sommerzeit-Verschwörung in diesem Jahr einfach nicht mitzumachen: Ich bin raus. Die Zeiger meiner Uhren blieben unberührt. Tut mir echt leid, Leute, wenn ich in den nächsten Monaten eine Stunde früher auftauchen sollte.

Oder, äh, später? Ach was, ist doch egal: Am 28. Oktober, 3.00 Uhr, ist zum Glück wieder alles ganz normal.