Nie sollte man versuchen, andere zu schmieren. Aber im äußersten Notfall wirken Süßigkeiten Wunder – um etwa die lieben Kleinen zu bewegen, ihr Zimmer aufzuräumen oder nicht so herumzubrüllen. Selbst nach einem schänd­lichen Missbrauch des kindlichen Belohnungssystems mithilfe fett machenden Zuckerzeugs steht man nicht mit einem halben Bein im Gefängnis, da klirrt höchstens die moralisch entrüstete Kindsmutter mit den Kerkerschlüsseln.

Versucht man das Gleiche bei Amtsträgern, sieht die Welt etwas anders aus. Eine Strafe lässt da nicht lange auf sich warten. Die droht nun einem 45 Jahre alten Lasterfahrer, der zu schnell unterwegs war und sich um zwei rote Ampel nicht scherte. Auf der Max-Brauer-Allee stoppten Polizisten den Mann in der Nacht zum Mittwoch. Nicht sicher ausschließbar raunte er ihnen zu „Jetzt guckt mal, was der Onkel für euch hat“, vielleicht auch „Egal, was der Staat euch zahlt – ich gebe euch mehr!“ Jedenfalls hielt der Mann – nach eigenen Angaben in Bestechungsabsicht – einem Polizisten einen Bonbon unter die Nase; dann kramte er in der Hosentasche und steckte einem Beamten 10 Euro in die obere Tasche der Lederjacke. Gegen den 45-Jährigen läuft nun ein Strafverfahren wegen versuchter Bestechung.

Wer Herr seiner Sinne ist und so handelt, der hat auch in der Schule über jeden nassen Schwamm gelacht, der ihm in den Nacken geflogen ist. In diesem Fall ergab ein Schnelltest aber, dass der Fahrer unter Drogen stand. Sein Führerschein und die 10 Euro wurden sichergestellt. Das andere Corpus Delicti, der Bonbon, ist verschwunden – oder längst verspeist. In der Asservatenkammer der Polizei ist er jedenfalls nicht.