Der Keller im Elternhaus – unendliche Weiten. Wer dort aufräumt, macht eine Reise in die Vergangenheit. Findet Dinge, die längst vergessen waren und bei denen es oft auch nicht schade ist, dass es für sie so gekommen ist.

Was beherbergen die Schränke und Schubladen im Quartier des Grauens ohne Tageslicht? Abgeschrabbelte Portemonnaies und mit der Hand umhäkelte Taschentücher. Die Makramee-Eule, selbst geknüpft. Das ehedem heiß geliebte Palästinenser-Tuch. Damals wie heute peinliche Fotos. Deutsch-Aufsätze zum Thema Werbung aus der Oberprima. Den ersten Schulranzen.

Und ein Schulheft DIN A5. Schwarz mit weißem Aufkleber, Pinguin 80g holzfrei. Ich schlage es auf, ein Rechenheft. Und bin schlagartig wieder am Anfang meiner Schulzeit. Wir sollten in jedes Kästchen einen Kuller kringeln, diese in verschiedenen Farben ausmalen, dann in Gruppen von drei bis sechs Kreisen zusammenfassen. Mengenlehre! Ein Buch mit sieben Siegeln! Ich verstand die Aufgabe nicht. Heulte aus Frust an meinem Kinderschreibtisch, der auch noch irgendwo steht. Die Erinnerung ist ganz plötzlich da. Aber ehrlich: Der Sinn dieser Aufgabe erschließt sich mir immer noch nicht. Egal. Die Mengenlehre habe ich später ungefähr so sehr gebraucht wie die umhäkelten Taschentücher.