Es soll ja nicht wenige Menschen geben, die ein wohnzimmerwandbreites, gut gefülltes Bücherregal besitzen und sich immer mal fragen, wann sie wohl all diese Bücher jemals gekauft haben. Und ob sie wohl jemals dazu kommen werden, all diese Werke zu lesen.

Die Antwort ist einfach: Diese Menschen haben sich ihre Bücher niemals gekauft. Sie haben sie sich geliehen, sie wissen bloß nicht mehr, von wem.

Nun ist es jedoch keineswegs so, dass diese Menschen deswegen ein schlechtes Gewissen entwickeln müssen. Denn das Erstaunliche an Leihgeschäften ist (und es ist dabei ganz gleich, ob es sich um Bücher, Filme, CDs, DVDs oder auch gerne mal das eine oder andere Werkzeug und technische Gerät, ja, sogar Geld – zumindest in geringen Summen – handelt), dass die Verleiher selbst nur in den seltensten Fällen überhaupt noch wissen, an wen sie was verliehen haben. Und wann. Es sei denn, es handelt sich um notorische Verleihnixe oder so spießige Zeitgenossen, die genau darüber Buch führen, welchen persönlichen Gegenstand sie irgendwann vorübergehend aus ihrem Besitz weggegeben haben.

Ein weiteres unerklärliches Phänomen sind die Metamorphosen, die von entliehenen Gegenständen im doch eher seltenen Fall einer Rückgabe durchgemacht wurden. Oder haben Sie es etwa schon mal erlebt, dass Sie verliehenes Gut in exakt dem Zustand wiederbekommen haben, in dem Sie es entliehen haben? Schlaue Köpfe nutzen diesen ebenso mystischen wie unerforschten Effekt immer dann aus, wenn bei ihrem Auto beispielsweise der Austausch des Zahnriemens überfällig ist oder wenn man weiß, dass es die Kupplung oder ein Zylinder sowieso nicht mehr lange machen werden: „Klar kannst du mein Auto haben, aber fahr bitte vorsichtig, denn ...“

Jetzt muss man sich eigentlich nur noch entspannt zurücklehnen und auf den Anruf aus der Werkstatt warten.