Ein Blick auf ein paar alte Hamburg-Fotos machte mich neulich nachdenklich. Irgendwas war damals so anders – aber was? Schließlich die Erkenntnis: Die Autos in den Straßen leuchteten noch vor rund 25 Jahren viel bunter als heute: knallgrün, orange, hellblau. Fröhlich sah das aus, manchmal extravagant – auf jeden Fall: sehr individuell. Heute sieht man unterwegs viel häufiger Gefährte in Schwarz, Silber, Anthrazit, oft auch in Weiß. Auf manchen Supermarkt-Parkplätzen wirkt das dann von Weitem wie ein einziger dunkelgrauer Brei, und viele Leute finden ihr Auto auf Anhieb in der Masse erst mal gar nicht wieder.

Das Gleiche fiel mir neulich beim Konzert einer britischen Pop-Ikone auf. Vor der Tür standen Heerscharen von Menschen in schwarzen Allwetterjacken. Ich konnte sie mir beim Kauf lebhaft vorstellen: „Guck mal Schatzi, ist doch praktisch. Muss nicht dauernd gewaschen werden.“ Praktisch soll immer alles sein, cool wirken – und das Ergebnis: uniform, langweilig. Von ihren düsteren Autos gingen diese düsteren Gestalten zum hell erleuchteten Eingang und sahen plötzlich ganz blass aus. Mit grüner Jacke und blauem Schal kam sich unsereins schon wie ein bunter Vogel vor. Wurde ich misstrauisch angeguckt? Kam mir fast so vor.

Mensch, Leute! Der Winter in unseren Breiten ist doch schon dunkel und trist genug. Sollte man da nicht mal kräftig gegensteuern? „Die Erfahrung lehrt uns, dass die einzelnen Farben besondre Gemütsstimmungen geben“, wusste schon Johann Wolfgang von Goethe. Und was das betrifft: Da geht in Hamburg doch sicherlich noch was.