Jetzt, Mitte Januar, wenn rund 80 Prozent aller Menschen ihre guten Silvester-Vorsätze bereits wieder ad acta gelegt haben, beginnt für den Rest der Durchhaltewilligen erst recht der wahre Kampf gegen die Pfunde. Denn bisher hat der Körper sich ja fast nur von überflüssigem Wasser getrennt, doch nun geht es ran an die Substanz, und Diät-Veteranen wissen: Das kann verdammt dauern, und deprimierend ist es häufig noch dazu.

Schließlich wartet im Badezimmer ein Gerät, das einem die Laune nach dem Aufstehen binnen weniger Sekunden total versauen kann; vor allem dann, wenn wegen des auferlegten Sportprogramms die Muskeln wieder wachsen, die nun einmal schwerer wiegen als Fettzellen. Oder wenn man am Vorabend heimlich eine Handvoll Gummibärchen eingeworfen hat. Richtig, es handelt sich um die Waage – das Kontrollinstrument des Schreckens.

Um seelische Kollateralschäden zu vermeiden, raten Psychologen und Ökotrophologen dazu, höchstens einmal pro Woche diesen Gang aufs Schafott zu riskieren – und zwar am besten mittwochs, wenn die (wahrscheinlichen) Sünden des Wochenendes schon wieder abgehungert und -gesportelt sind. Dabei sollte unbedingt beachtet werden, dass moderne Waagen immun sind gegen jegliche Form von Manipulationsversuchen wie etwa dem Stehen auf einem Bein. Auch der Verzicht auf den Morgenkaffee oder eine rasche Ganzkörperrasur oder besonders sorgfältiges Abtrocknen nach dem Duschen wie auch die erfolgreiche Einnahme von harntreibenden und abführenden Arzneien vor dem Wiegeprozess werden von modernen Gewichtsmessern sofort als Schwindelei erkannt.

Eine digitale Dezimalskala besitzt schließlich ein Eigenleben und zeigt den vermeintlich gerissenen Schummlern zur Strafe bis zu 500 Gramm mehr an! Zart besaitete Gemüter sollten daher gänzlich aufs Wiegen verzichten und sich bezüglich eines Diäterfolgs nach frühestens drei Monaten an ihrer Kleidung orientieren, die sie schon seit Jahren nicht mehr getragen haben. Wer eine dieser Hosen dann sogar im Stehen zuknöpfen kann, hat viel gewonnen – auch wenn sein Beinkleid leider längst aus der Mode gekommen sein dürfte.