Manchmal zwingt uns das Leben dazu, die eingefahrenen Wege zu verlassen. Beispielsweise, wenn das eigene Auto zur Unzeit den Geist aufgibt, man aber auswärtigem Besuch versprochen hat, ihn vom Flughafen abzuholen.

Jetzt, nach fünf Jahren passiver Mitgliedschaft beim Carsharing-Anbieter, ist der Moment gekommen, die Sache endlich mal praktisch durchzuziehen.

Die erste Hürde: Der Mini am Flughafen ist schwer zu finden, weil er im P1 außerhalb des Parkhauses steht. Und dann auch noch mit Automatik! Glück­licherweise ist meine eben gelandete Freundin nicht nur Lehrerin, sondern hat gerade ihren Sohn beim „begleiteten Fahren“ betreut. Sie ist grenzenlos geduldig mit mir Automatiknovizin (die seit 30 Jahren einen Führerschein hat) – und rät: einfach das linke Bein abstellen und bis zum Fahrtende vergessen.

Wenn die Fahrt denn endlich losginge! Denn plötzlich verlangt das Display die Eingabe einer vierstelligen PIN. Davon hatte der Mann am Kundentelefon, der mir das Prozedere am Nachmittag erklärt hatte, gar nichts erwähnt. Was mag ich mir vor fünf Jahren wohl ausgedacht haben? Eine Idee hätte ich. Aber nein, so simpel kann die PIN einfach nicht sein! Also erneuter Anruf beim Kundendienst. Wenn ich ihm meine Führerscheinnummer nenne, würde er mir die PIN per SMS zusenden, sagt er.

Zu dumm, dass ich zwar die Kundenkarte dabeihabe, aber der Führerschein in der anderen Handtasche zu Hause liegt. Aber wozu hat man Kinder, die nachsehen können. Allerdings dauert das für ein modernes System jetzt schon etwas lange. „Das Auto kann sich demnächst automatisch verschließen, dann geht die Alarmanlage an“, sagt der Kundendienstmitarbeiter. Vermutlich denkt er, ich sei volltrunken, als wir unter Gelächter lieber wieder aussteigen.

Per WhatsApp im Familienchat kommt die Führerscheinnummer an und nach einem weiteren Telefonat mit dem Kundendienst endlich die PIN, die – Sie ahnen es schon – wirklich so simpel ist, wie ich es kurz vorher noch nicht glauben konnte. Endlich springt der Wagen an und rollt sanft vom Flughafen in die Stadt. Wie gut, dass meine Freundin mich schon so lange kennt – üblicherweise bin ich ziemlich lebenstüchtig. Aber manchmal hakt es eben.