Ja, das „Life is bitter“. Behauptet jedenfalls eine Werbeagentur, die mit diesem Spruch den Umsatz des Likörs Fernet-Branca in die Höhe treiben will. Jetzt aber den Blutdruck der Werber in die Höhe getrieben hat. Denn die Fernet-Frauen und -Männer haben im einstmals von Arbeitern, nun aber von Propagandisten des Konsums belebten Stadtteil Ottensen die generelle Bitterkeit des Lebens mit folgendem Plakatspruch argumentativ unterfüttert: „Früher gab es hier ehrliche Arbeiter. Jetzt gibt es Werber“.

Das ist natürlich wahr – so wie Werber eben generell die Wahrheit sprechen. Und es eröffnet die Möglichkeit für viele weitere bitter-schöne Slogans. Vor dem HSV-Stadion werden wir hoffentlich demnächst lesen: „Früher gab es hier Europapokalsieger. Jetzt gibt es den Tabellenkeller.“

Vor der Elbphilharmonie könnte es heißen: „Früher gab es hier Kaffeesäcke. Jetzt gibt es Pfeffersäcke.“ Am Schnelsener Tunnel ließen sich die Autofahrer mit folgendem Spruch erbittern: „Früher gab es hier eine Autobahn. Jetzt gibt es eine Baustelle.“

Und auch für den einstigen Arbeiterstadtteil Ottensen gäbe es neben dem Werber-Bashing noch eine weitere Möglichkeit, der Bitternis der steten Veränderungen nachzuspüren: „Früher gab es hier ehrliches Bier. Jetzt gibt es Fernet“.