Konfliktlösung im familiären Bereich ist immer heikel. Vor und zu Weihnachten kann es toxisch werden. Zum Glück gibt es die Politik. Sie macht Ihnen gerade vor, wie Sie unüberwindbar scheinende Gegensätze überwinden können. Erste und wichtigste Lehre: Beginnen Sie nicht zu spät. Wo ein Streit um die Zusammensetzung des Heiligabend-Festmahls droht, sollten Sie schon jetzt zu ersten Sondierungen einladen. Besteht Onkel Karl tatsächlich beinhart auf Gänsekeule? Ist Enkelin Tanja bereit, die Einführung einer vegetarischen Alternative zu Würstchen von 2018 auf 2022 zu verschieben, falls schinkenfreies Kartoffelgratin gereicht wird? Reicht vielleicht sogar eine Obergrenze für die Zahl der Schinkenwürfel? Ist Oma Hilde mit Crème brûlée einverstanden, sofern man bei Tisch diesen Begriff nicht verwendet, sondern ausschließlich von Vanillepudding spricht?

Nach Klärung dieser Fragen sollte spätestens am ersten Advent mit den Koalitionsverhandlungen begonnen werden. Hier geht es um die Details. Ist die Gänsekeule wirklich glutenfrei? Ist der Begriff „Pudding“ wirklich deutscher als „Brûlée“? Expertengutachten dazu sollten bereits vorliegen. Sie jetzt noch einzuholen, würde zu gefährlichen Zeitverlusten führen. Sollten sich die Festteilnehmer an der Gratinfrage festbeißen, greifen Sie zum Mittel der Drohung. Behaupten Sie, ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken, notfalls Weihnachten gar nicht zu feiern. Sagen Sie laut: „Ich kann alles“ – und lassen Sie durchblicken, dass das auch die Wahl einer neuen Familie beinhalten würde. Dann wird es ein schönes Fest.